Berlin/Moskau, 23. Dezember 2009 — US-Astronaut Jeffrey Williams und sein russischer Kollege Maxim Surajew sind nicht mehr allein in der Internationalen Raumstation ISS. Das Raumschiff „Sojus TMA-17“ brachte ihnen in der Nacht zum Mittwoch drei Kollegen als Verstärkung auf die Umlaufbahn. Neben ihren Landsleuten Timothy Creamer und Oleg Kotow ist das der Japaner Soichi Noguchi. Das Trio war am Sonntagabend mit einer spektakulären Nachtstart-Premiere vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All aufgebrochen.
Creamer, Kotow und Noguchi, die knapp zwei Stunden nach dem Ankoppeln in die Station schwebten und mit viel Hallo begrüßt wurden, sind nicht mit leeren Händen gekommen. Für große Mitbringsel hatte die enge „Sojus“-Kapsel freilich keinen Platz. Doch für ein paar kleine Päckchen von den Lieben daheim und einen Kunststofftannenbaum reichte es allemal. Schon seit geraumer Zeit war klar, dass der Gabentisch und die Festtafel diesmal nicht so üppig ausfallen würden. Wegen der Zwei-Mann-Notbesatzung hatten die Russen den Dezember-Frachter gestrichen, der neben dem normalen Nachschub traditionsgemäß auch Geschenke sowie frisches Obst und Gemüse zur ISS bringt. Der Chef des „Sternenstädtchens“ („Star City“), Sergej Krikaljow, hatte persönlich die Männer darauf eingestellt, dass es deshalb diesmal keine Mandarinen geben werde. Dafür hat Noguchi seinen Kollegen versprochen, zu Silvester Sushi zu machen. Diese hatten beim gemeinsamen Training ihre Liebe zu dieser japanischen Nationalspeise entdeckt.
Doch keine Angst: Auch ohne Sushi müsste da oben niemand darben. Die Speisekammer ist gut gefüllt, allerdings nur mit Konserven. Aber vielleicht liefert ja auch das Bordgewächshaus noch frisches Grünzeug. Offenbar hat sich die Mannschaft aber etwas Spezielles zu Weihnachten und Neujahr einfallen lassen. Was, das sei noch „ein Geheimnis“, sagte Kotow, es werde auf jeden Fall „eine Überraschung“ geben. Man darf also gespannt sein. Ein anderes Geheimnis hat der Russe, der nunmehr zum zweiten Mal in der Station arbeitet, indes schon enthüllt: Bislang war gerätselt worden, warum sich die Raumschiffbesatzungen seit Gagarins Zeiten vor dem Start obligatorisch das Heldenepos „Die weiße Sonne der Wüste“ über einen Rotarmisten im Bürgerkrieg ansehen müssen. Wer glaubte, das geschehe aus ideologischen Gründen, wurde jetzt eines Besseren belehrt. Der Streifen diene der Vorbereitung der Astronauten auf ihre Filmaufnahmen im All, erläuterte Kotow. Er sei ein ausgezeichnetes „Lehrmaterial“, um ihnen zu zeigen, „wie man mit der Kamera umgeht“ und alles richtig ins Bild rückt.