Moskau, 3. August 2013 — Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedjew hat dem Chef der nationalen Weltraumagentur Roskosmos, Wladimir Popowkin, wegen „Verletzung der korporativen Ethik“ eine Rüge erteilt. Popowkin nehme die ihm auferlegte Verantwortung für die Raumfahrtbranche nur unzureichend wahr, teilte der Ministerrat am Freitag in Moskau mit.
Der für das Militär und die Raumfahrt zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin wies indes über Twitter Vermutungen zurück, die Rüge hänge allein mit dem Absturz einer Proton-M-Trägerrakete mit drei Satelliten an Bord vom 2. Juli auf dem Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) zusammen. Damals hatte Medwedjew angekündigt, die Verantwortlichen für die Katastrophe streng zu bestrafen. Das ist bisher nicht geschehen.
Zu den Folgen der Rüge für Popowkin sagte der Leiter des Instituts für Weltraumpolitik (IKP), Iwan Moissejew, der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, die Probleme, die sich in den letzten Jahrzehnten in der Branche angehäuft hätten, seien nicht in ein oder zwei Jahren zu lösen. Auch in der Regierung wisse man, dass da kein administrativer Druck oder gar ein Rücktritt helfe. Es brauche vielmehr noch einige Zeit, bis die eingeleiteten Reformern greifen.
Popowkin steht nach einer langen Pannenserie schon seit einiger Zeit in der Kritik. Inzwischen hat er ein Programm zur Beseitigung der Schwachstellen, die vor allem in mangelnder technologischer Disziplin und im Fehlen eines effektiven Qualitätsmanagements zu suchen sind, bis zum Jahr 2020 vorgelegt, das aber noch nicht bestätigt ist.
© Gerhard Kowalski