Moskau/Astana/Baikonur, 12. Juli 2013 — Der für das Militär und die Raumfahrt zuständige russische Vizepremier Dmitri Rogosin will erst im August den Bericht über die Ursachen des Absturzes der Proton-M-Rakete mit drei Glonass-Satelliten vom 2. Juli auf dem Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) vorlegen. Er werde Anfang kommenden Monats Ministerpräsident Dmitri Medwedjew das Ergebnis der Untersuchungskommission mitteilen und auch Präsident Wladimir Putin informieren, sagte Rogosin am Freitag in Moskau.
Zuvor hatte die Weltraumagentur Roskosmos den Bericht noch für Juli versprochen. In einem Gespräch habe er Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin darauf hingewiesen, dass es unzulässig sei, „ungeprüfte Informationen“ zu verbreiten, betonte der Vizepremier. Er reagierte damit auch auf zahlreiche Berichte nicht näher genannter Experten über die möglichen Absturzursachen.
In letzter Zeit hatte sich die Vermutung verdichtet, dass ein Steuerungsproblem die Katastrophe verursacht haben könnte. Ein angeblicher Insider sprach von einer Verwechselung der Pole von zwei Sensoren bei der Montage. Darauf weise unter anderem auch die Tatsache hin, dass die Rakete unmittelbar nach dem Abheben erst nach links und dann nach rechts ausgebrochen sei, so dass die Triebwerke in der 17. Sekunde notabgeschaltet werden mussten. Der Träger mit 600 Tonnen hochtoxischen Treibstoffs an Bord schlug dann 2,5 Kilometer von der Rampe entfernt auf und explodierte mit einem riesigen Feuerball.
Rogosin sagte, das möglicherweise für den Absturz verantwortliche Aggregat sei im Sommer 2011 montiert worden. Da es zu dieser Zeit auch nicht viele militärische Aufträge beim Proton-Hersteller „Chrunitschew“ gegeben habe, sei wohl die Kontrolle erlahmt. Derzeit werde anhand der Unterlagen geprüft, wer für was verantwortlich sei. Der Vizepremier kündigte zudem die Bildung einer Inspektorengruppe an, die künftig alle technologischen Stufen bei der Montage der Rakete überwachen soll.
Die Trümmer des Havaristen sind indes geborgen und identifiziert worden. Jetzt werde weiter an der Entgiftung des Absturzgeländes gearbeitet, teilte die kasachische Weltraumagentur Kazkosmos am Freitag in Astana mit. Insgesamt müssten 31.100 Quadratmeter Boden gesäubert werden.
Russlands Raumfahrt verfügt derzeit über kein effektives und einheitliches Qualitätsmanagement, obwohl das von der Kreml-Führung schon seit zwei Jahren dringend angemahnt wird. Es soll jetzt bis spätestens 2018 im Rahmen einer grundlegenden Reform der Branche eingeführt werden.
Seit dem 16. Juli 1965 sind Proton-Raketen fast 400 Mal gestartet. Die 57,2 Meter hohe M-Version hat eine Startmasse von 690 Tonnen und kann 21 Tonnen Nutzlast auf eine erdnahe und 3,2 Tonnen auf eine geostationäre Umlaufbahn bringen.