Berlin/Tokio, 30. Oktober 2009 — Der erste Weltraumfrachter Japans hat am Freitagabend deutscher Zeit nach 42-tägigem Gemeinschaftsflug von der Internationalen Raumstation ISS abgelegt. Das Raumschiff “HTV-1″ werde am Sonntag über dem Südpazifik gezielt zum Absturz gebracht, teilte die Raumfahrtagentur Jaxa in Tokio mit. US-Astronautin Nicole Stott habe den rund 16,5 Tonnen schweren Raumflugkörper, der über kein eigenes automatisches Kopplungssystem verfügt, mit dem kanadischen Greifarm vom amerikanischen Verbindungsmodul „Harmony“ wegbugsiert und um 18.32 Uhr im freien Raum ausgesetzt. Dann seien die Triebwerke des Frachters gezündet worden, um ihn auf Abstiegskurs zu bringen. Die Operation, die sehr viel Fingerspitzengefühl verlangte, war kurz zuvor um 90 Minuten verschoben worden, da die Kollision mit einem Stück Weltraumschrott drohte.
„HTV-1“ war am 10. September an der Spitze einer Trägerrakete des neuen Typs “H-IIB” vom südjapanischen Weltraumbahnhof Tanegashima aufgestiegen und eine Woche später von Stott mit dem Greifarm „eingefangen“ worden. Der zylinderförmige Raumflugkörper ist zehn Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,4 Metern. Er kann rund sechs Tonnen Nachschub auf die Umlaufbahn bringen. Bei dem Jungfernflug hatte er aber nur 3,5 Tonnen Apparaturen für das japanische Forschungsmodul KIBO und Lebensmittel an Bord.
Nach Jaxa-Informationen haben die Entwicklungsarbeiten für das Raumschiff, das künftig die ISS regelmäßig anfliegen wird, 1997 begonnen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 700 Millionen US-Dollar. Das “HTV” ist nach dem Forschungsmodul KIBO der zweite Hauptbeitrag Japans zur ISS und ein Schlüsselelement bei der Versorgung der Station mit Nachschub.