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Frank De Winne
Frank De Winne

Berlin/Moskau, 7. Oktober 2009 — Fahrplanänderung auf der Internationalen Raumstation: Die ISS-Partnerländer sind nach Auskunft des stellvertretenden Chefs der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA, Bill Gerstenmaier, zu einem „effektiveren Wechsel der Besatzungen“ übergangen, berichtet der Moskauer Raumfahrtonlinedienst „Nowosti Kosmonawtiki“ am Mittwoch. Gerstenmaier habe auf einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass die 21. Stammbesatzung mit ihrem Kommandanten, dem belgischen ESA-Astronauten Frank de Winne, dem Russen Roman Romanenko und dem Kanadier Robert Thirsk erst am 1. Dezember mit dem Raumschiff „Sojus TMA-15″ zur Erde zurückkehren werde. Das bedeutet eine Verlängerung ihrer Mission, die Ende Mai begonnen hatte, um eine Woche. Zugleich werde der Start der 22. Stammbesatzung um eine Woche auf den 21. Dezember verschoben.

Mit dieser Entscheidung hat die ISS drei Wochen lang nur eine Zweier-Besatzung, die aus dem Russen Maxim Surajew sowie dem Amerikaner Jeffrey Williams besteht, nachdem dessen Landsfrau Nicole Stott zwischenzeitlich schon im November mit einem Shuttle die Heimreise antritt. Auf diese Weise wird er erst Ende Mai gefeierte Übergang der Station zu einer ständigen sechsköpfigen Besatzung wi eder unterbrochen.=2 0″Wir nennen das eine indirekte und nicht direkte Übergabe der Schicht“, wird Gerstenmaier zur Begründung zitiert. Anstelle zweier angekoppelter „Sojus“-Kapseln „kommen die Raumschiffe jetzt eines nach dem anderen auf die Umlaufbahn“. Dieses Schema verringere die Menge des Nachschubs, der für die Versorgung der Station erforderlich sei.

Der 1. stellvertretende Generaldirektor des russischen Raumfahrtkonzerns „Energija“, Nikolai Selenschtschikow, begründete die Startverschiebung der neuen Stammbesatzung auf den 21. Dezember mit der „Erhöhung der Flugsicherheit“. Bis zum Jahresende gebe es eine „sehr enge Startgrafik“, sagte er dem Onlinedienst zufolge. Man brauche aber eine „Zeitreserve“, um erforderlichenfalls „irgendwelche Geräte“ austauschen zu können.

Zudem plane „Energija“ noch Kopplungstests der „Sojus“-Kapseln mit dem neuen russischen Forschungsmodul „MIM-2“, das im November zur ISS geschickt werden solle, ergänzte ein Sprecher des Flugleitzentrums (FLZ) in Koroljow bei Moskau. An dieses Modul sollen später bemannte „Sojus“-Raumschiffe umgekoppelt werden. Dafür müsse noch eine „Generalprobe“ auf der Erde gemacht werden, um Pannen vorzubeugen.

Die Russen planen als nächstes für den 15. Oktober den Start des automatischen Frachtraumschiffes „Progress M-03M“. Es bringt rund 2,5 Tonnen Treibstoff und Nachschub zur ISS.

NASA-Chef Charles Bolden hatte bei einem Russlandbesuch am Wochenende versichert, dass die Shuttles wie geplant bis zur Einstellung ihrer Flüge im Herbst 2010 die Station noch sechsmal ansteuern werden. Danach ruht der gesamte Personenverkehr Erde – Orbit auf den Schultern der Russen. Bis 2012 ist jeweils einer der drei Plätze in den „Sojus“-Schiffen für die NASA reserviert. Über die Zeit danach muss noch entschieden werden. US-Präsident Barack Obama hat derzeit einen Expertenvorschlag auf dem Tisch, der unter anderem die Verlängerung der Shuttle-Flüge um mindestens ein Jahr empfiehlt. Damit will man die Pause verkürzen, in der die Amerikaner bis zur Fertigstellung des Nachfolgers „Orion“ voraussichtlich 2015 ohne eigenen bemannten Zugang zum Weltraum sind. Die Entscheidung Obamas ist schon seit Wochen überfällig.

Die nächste Shuttle-Mission ist für den 12. November vorgesehen. Allerdings ist das Startfenster für die „Atlantis“ mit nur einer Woche sehr eng. Sollte es irgendwelche Probleme geben, ist die NASA darauf vorbereitet, den Start auf Anfang Dezember oder sogar Januar nächsten Jahres zu verschieben. Denn zwischen dem 21. November und dem 5. Dezember sei die Position der ISS zur Sonne so ungünstig, dass nicht genügend Energie generiert werden könne, um auch noch die angekoppelte Raumfähre zu versorgen, hieß es.