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Credit: NASA
Credit: NASA

Cape Canaveral, 1. Juni 2011 —  Trotz der Bilderbuch-Nachtlandung der „Endeavour“ nach einer überaus erfolgreichen Mission zur Internationalen Raumstation ISS wollte bei Commander Mark Kelly und seiner Crew am frühen Mittwochmorgen (2.35 Uhr Ortszeit/8.35 Uhr deutscher Zeit) in Cape Canaveral (Florida) keine rechte Freude aufkommen. Denn die Raumfähre, die von ihrem 25. Flug zurückgekehrt war, wird nie wieder aufsteigen. Sie werde direkt von der Landebahn ins Museum kommen, sagte Kelly. Das sei ein „bittersüßer“ Abschied für ihn.

In der Tat: Nach nur 25 Missionen, bei denen sie insgesamt 299 Tage im All war und dabei die Erde 4.677 Mal umkreiste, muss die „Endeavour“ aufs Altenteil. Auf sie wartet das California Science Center in Los Angeles, ein hochmoderner Technikpark, in dem der Besucher interaktiv die neuesten Erfindungen und Entwicklungen in zahlreichen Wissensgebieten erleben kann. Bereits im Februar hatte die „Discovery“ nach 39 Flügen ein ähnliches Schicksal ereilt. Mit dem Start der letzten Schwesterfähre „Atlantis“ am 9. Juli geht dann das Shuttle-Programm, das am 12. April 1981 aus der Taufe gehoben worden war, zu Ende. Es wird aus Kosten- und Sicherheitsgründen eingestellt.
 
Jetzt wartet die führende Raumfahrtnation, die fortan auf die Taxi-Dienste der Russen zur ISS angewiesen ist, sehnsüchtig auf das neue, kommerzielle Raumschiff, das aber frühestens in fünf Jahren zur Verfügung steht. Auch Vierfach-Astronaut Kelly hofft, dass sein Land bald wieder aus eigener Kraft bemannt ins All starten kann. Er sehe dem künftigen Raumschiff, mit dem man auch neue, entferntere Ziele ansteuern werde, zuversichtlich und freudig entgegen, betonte er in einem Interview von Bord.
 
Die „Endeavour“, die nach dem ersten Schiff des britischen Seefahrers und Astronomen James Cook (1728-1779) benannt ist, wurde als Ersatz für die 1986 kurz nach dem Start explodierte Raumfähre „Challenger“ gebaut und im Mai 1992 in Dienst gestellt. Ihre großartige 19-jährige Karriere ist mit zahlreichen Erst- und Spitzenleistungen gespickt. So sorgte die Raumfähre gleich bei ihrem ersten Einsatz für Aufsehen: In einer dramatischen Rettungsaktion fingen drei Astronauten einen gestrandeten Nachrichtensatelliten per Hand ein, verpassten ihm ein neues Triebwerk und setzten ihn wieder aus. Dabei wurden auch wichtige Erfahrungen für die erste Service-Mission zum Weltraumteleskop „Hubble“ im Dezember des folgendes Jahres gesammelt.
 
1998 brachte die „Endeavour“ bei ihrem ersten von zwölf ISS-Flügen das US-Verbindungsmodul „Unity“ auf die Umlaufbahn. Später folgten unter anderem der kanadische Roboterarm Canadarm2 (2001), das erste Element für das japanische KIBO-Modul (2008), viele weitere wichtige Bauteile der
Station, das „Tranquility“-Modul samt „Cupola“-Aussichtsplattform (2010) und schließlich bei der Abschiedsmission das Alpha-Magnet-Spektrometer AMS-02 für die Suche nach Antimaterie im All. Kelly zeigte sich stolz, dass gerade ihm und seiner Crew diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen wurde, und äußerte die Hoffnung, dass das 1,5 Milliarden Euro teure Gerät bald neue wissenschaftliche Erkenntnisse liefern werde. Eine andere Premiere im All kam indes nicht zustande, weil sich der „Endeavour“-Start immer wieder verzögerte: Das geplante Treffen mit seinem Zwillingsbruder Scott. Der war im November 2010  mit den Russen zur ISS geflogen und hatte bis zu seiner Rückkehr im März 2011 als deren Kommandant fungiert.  
 
Zeitgleich mit der  Landung der „Endeavour“ wird indes die „Atlantis“ auf die Startrampe gerollt. Ihrer letzten Mission im Juli sehen die Mitarbeiter der Luft- und Raumfahrtbehörde NASA und mit ihnen ganz Amerika mit Stolz, aber auch gemischten Gefühlen entgegen. Denn mit der Raumfähre
geht nicht nur ein ruhmreiches Kapitel US-Raumfahrtgeschichte zu Ende. Es kommen auch harte Zeiten auf die NASA selbst, die Raumfahrtindustrie, die ungezählten Zulieferer und auf all jene Zweige zu, die von den Shuttles gelebt haben – bis hin zu den Hotels, Restaurants und Strandbars an der
Space Coast in Florida. Tausende Menschen haben schon ihre Arbeit verloren, anderen steht die Entlassung noch bevor. Nur ein kleiner Teil findet wieder einen Job in der privaten Raumfahrtbranche. 
 
(für dapd)