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Berlin – Sie war die Antwort der Vereinigten Staaten auf die ungeheure Herausforderung der Sowjets: Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Start von Sputnik 1 am 4. Oktober 1957, der Amerikas Selbstvertrauen arg beschädigte, wurde die US-Luft- und Raumfahrtbehörde (National Aeronautics and Space Administration – NASA) aus dem Boden gestampft. Am 29. Juli 1958 hatte Präsident Dwight D. Eisenhower das Gesetz über die NASA unterzeichnet, und schon am 1. Oktober nahm sie ihre Arbeit auf. Damit war der Wettlauf mit der Sowjetunion um die Vorherrschaft im All eröffnet.

Anfangs konnte Moskau noch weiter punkten. Mit dem Flug von Juri Gagarin am 12. April 1961 als erster Mensch ins All wurden die angeschlagenen Amerikaner erneut vorgeführt. Doch dann kamen die Vorzüge der NASA zum Tragen. Während sich die sowjetischen Konstruktionsbüros in sinnloser gegenseitiger Konkurrenz verzettelten, rafften sich die Amerikaner unter dem deutschen Raketenpionier Wernher von Braun zu einer beispiellosen nationalen Kraftanstrengung auf, die am 21. Juli 1969 in der historischen Landung von Neil Armstrong auf dem Mond gipfelte. Die Sowjets hatten zwar auch an einem streng geheimen Mondprogramm gearbeitet, doch das scheiterte. Denn mit dem frühen Tod des genialen Chefkonstrukteurs Sergej Koroljow Anfang 1966 hatten sie den Spritus Rector ihrer Raumfahrt und in der Konsequenz ihre Führungsrolle verloren.

Nach dem letzten Flug eines Apollo-Raumschiffs im Rahmen des Sojus-Apollo-Testprogramms (SATP) mit den Sowjets im Juli 1975 wandten sich die USA dem Bau ihrer Space Shuttles zu. Die Transportsysteme, die wie eine Rakete starten und wie ein Flugzeug landen, sollten Raumflüge zu einer billigen Alltagsangelegenheit machen. Doch die hochkomplizierten Maschinen, die seit 1981 im Einsatz sind, erwiesen sich schließlich als viel zu teuer und störanfällig. Zwei der fünf Fähren – die „Challenger“ und die „Columbia“ – stürzten zudem 1986 beziehungsweise 2003 ab und rissen 14 Astonauten in den Tod.

Nun sollen die Shuttle-Flüge 2010 nach rund 130 Missionen eingestellt werden, um die Gelder für künftige Flüge zum Mond, zum Mars und darüber hinaus freizusetzen. Zwar bemühen sich derzeit auch die beiden Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain darum, die Raumfähren wenigstens ein Jahr länger fliegen zu lassen, um die Lücke bis zum Nachfolger „Orion“, der frühestens 2015 zur Verfügung steht, so kurz wie möglich zu halten. Doch die Chancen dafür sind mehr als gering.

Damit überlässt die Weltraumführungsmacht USA zu Beginn des sechsten NASA-Jahrzehnts den Russen und Chinesen freiwillig das Feld. Mehr noch: Moskaus „Sojus“-Raketen, die auch schon über 40 Jahre auf dem Buckel haben, erhalten damit das Monopol für den Personenverkehr zwischen Erde und Internationaler Raumstation ISS. Die Amerikaner müssen fortan für den Mitflug ihrer Astronauten kräftig löhnen.

Zuvor muss aber noch eine hohe Hürde genommen werden. Nach einem Gesetz darf die NASA nur mit einer Ausnahmegenehmigung „Sojus“-Schiffe in Russland kaufen. Bislang liegt diese bis 2011 vor. Die Entscheidung für die Zeit danach steht noch aus. NASA-Chef Michael Griffin drängt deshalb zur Eile. Denn die russischen Kapseln haben einen Produktionsvorlauf von drei Jahren. Die Aufträge an die Russen müssten also spätestens Anfang 2009 herausgehen.

(Veröffentlich am 28. 9. 2008)