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Cape Canaveral, 16. Mai 2011 –  Mit einem perfekten Start wenn auch nur im zweiten Anlauf hat die US-Raumfähre „Endeavour“ am Montag ihre  25. und letzte Reise ins All angetreten. Pünktlich um 14.56 Uhr deutscher Zeit hob der Shuttle vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) ab. Ein erster Startversuch musste am 29. April wegen eines technischen Problems abgebrochen werden.  

Zehntausende Schaulustige entlang der Space Coast erlebten, wie sich die „Endeavour“ von der Startrampe 39A mit gewaltigem Donner in den Himmel von Florida bohrte und mit einer langen weißen Abgasschleppe über dem Atlantik Richtung Internationale Raumstation ISS entschwand.   In einem Vorstartinterview war „Endeavour“-Commander Mark Kelly des Lobes voll über die Shuttles. Er erinnerte daran, dass sein Zwillingsbruder Scott und er schon einmal getrennt mit eben dieser Fähre  unterwegs waren.  Die Shuttles mit ihrer riesigen Ladebucht seien und blieben wohl auch noch für lange Zeit die größten Raumfahrzeuge, die je gebaut wurden, sagte er. Ohne sie gäbe es auch die ISS nicht, die jetzt nach ihrer Vollendung noch 10 oder gar 15 Jahre genutzt werden könne.  

Die  sechsköpfige Crew, zu der auch der italienische ESA-Astronaut Roberto Vittori gehört, bringen das Alpha-Magnet-Spektrometer AMS-02 zur ISS, das maßgeblich von deutschen Wissenschaftlern und Technikern mit entwickelt und gebaut wurde.  Das 1,5 Milliarden Euro teure Wunderwerk der Technik  soll helfen, vielen Rätseln des Universums auf die Spur zu kommen,  so der sogenannten Dunklen Materie und der Antimaterie.  Zudem hat der Shuttle eine Fülle von Ersatzteilen, Experimenten und Geräten an Bord, darunter die neue hochauflösende Videokamera (HD-VCA) für das europäische „Columbus“-Modul. Mit ihrer Hilfe sollen medizinische Diagnosen verbessert und Wartungsarbeiten unterstützt werden.

Der 16-Tage-Flug der „Endeavour“ ist zugleich der vorletzte eines Shuttles überhaupt. Mit dem Start der „Atlantis“ voraussichtlich in der zweiten Juli-Woche stellt die NASA das Programm,  das am 12. April 1981 aus der Taufe gehoben worden war, ersatzlos ein.  Dann sind die ursprünglich fünf  Shuttles insgesamt 135 Mal unterwegs gewesen. Zweimal endete das Abenteuer allerdings tragisch: 1986 explodierte die „Challenger“ kurz nach dem Abheben, und 2003 brach die „Columbia“ beim Landeanflug vor den Augen Millionen entsetzter Fernsehzuschauer auseinander.  Bei den Tragödien fanden 13 Amerikaner und der bisher einzige Israeli im All den Tod. Die drei übriggebliebenen  Fähren – neben der „Endeavour“ und der „Atlantis“ ist das noch die „Discovery“ – erhalten nun einen Ehrenplatz in einem Museum. Sie haben Raumfahrtgeschichte geschrieben, obwohl sie die Hoffnung ihrer Väter nicht erfüllen konnten, Flüge ins All durch hohe Startfrequenzen erheblich billiger zu machen.  

Indes machen sich Frust und Zukunftsangst auf dem Weltraumbahnhof und bei den Menschen der ganzen Space Coast breit, die von dem spektakulären Events gelebt haben.  Mit dem Ende des Shuttle-Programms verlieren allein bei der Betreibergesellschaft United Space  Alliance (USA) rund die Hälfte der 5.600 Mitarbeiter ihren Job.  Auch das Astronauten-Korps  geht einer unsicheren Zukunft entgegen. Denn die kleinen russischen „Sojus“-Kapseln, die jetzt den Personenverkehr zwischen Erde und ISS  allein abdecken, haben nur drei Plätze und starten zudem nur vielmal im Jahr. Lediglich jeweils ein Platz ist dabei für die NASA reserviert – eine lächerlich geringe Zahl, wenn man bedenkt, dass die Shuttle-Besatzungen in der Regel aus sechs oder gar sieben Mitgliedern bestanden haben. Allerdings fanden auch viele hochqualifizierte Spezialisten in jenen privaten Unternehmen eine Aufgabe, die an einem neuen kommerziellen bemannten Raumfahrtsystem arbeiten.  

 

 Wie am Rande des „Endeavour“-Starts mitgeteilt wurde, hofft man, bis spätestens 2015 jene Lücke zu schließen, die mit dem Ende der Shuttles entstanden ist.

Inzwischen  sind auch schon Rechnungen über die Gesamtkosten des Shuttle-Programms aufgemacht worden. So geht das Wissenschaftsblatt „Nature“ von 192 Milliarden Dollar bis einschließlich 2010 aus. Nach Schätzung von Experten könnte sich diese Summe bis zum Ende noch auf 200 Milliarden erhöhen.

(für dapd)

 

  

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