Moskau, 14. März 2011 —
Eine seltene und deshalb umso ärgerlichere Panne verhindert den pünktlichen Start des russischen Raumschiffes „Sojus TMA-21“ zur Internationalen Raumstation ISS. Grund ist ein defekter Kondensator in einem Kommunikationssystem der Kapsel, die zu Ehren des 50. Jahrestages des ersten bemannten Raumfluges vom 12. April 1961 auf den Namen „Gagarin“ getauft wurde und am 30. März vom Kosmodrom Baikonur in Kasachastan abheben sollte, wie die Raumfahrtagentur Roskosmos am Montag in Moskau mitteilte. Die Russen Alexander Samokutjajew und Andrej Borissenko sowie ihr amerikanischer Kollege Ronald Garan müssen sich also in Geduld üben. Sie bleiben vorerst im „Sternenstädtchen“ bei Moskau, statt wie geplant für das Abschlusstraining nach Baikonur zu reisen. Ein neuer Starttermin steht derzeit noch nicht fest.Die Verschiebung bringt die Russen auch in große organisatorische Nöte. Denn der Start ist als Highlight im Gagarin-Jahr gedacht. Deshalb wurde eine Fülle von Ehrengästen aus 50 Ländern auf das Kosmodrom geladen, darunter auch die Chefs der Raumfahrtagenturen NASA und ESA. Aus Russland selbst sollen Patriarch Kirill und eine handverlesene Gruppe von 22 VIPs kommen, die „das Gewissen der Nation“ verkörpern, wie es offiziell hieß: Namhafte Kulturschaffende, Wissenschaftler, Sportler, Ärzte, Unternehmer, Anwälte und Medienmanager. Da die Hotel- und Bewirtungskapazitäten in Baikonur, das immer noch eine „geschlossene Stadt“ ist, sehr begrenzt sind, mussten ihnen viele Journalisten, die sich akkreditieren lassen wollten, den Vortritt lassen.
„Sojus TMA-21“ ist das erste bemannte Raumschiff der Russen, das einen Eigennamen erhält. An seiner Nutzlastverkleidung soll neben der Flagge Russlands und dem Roskosmos-Logo in großen Lettern der Name des ersten Kosmonauten prangen. Die Besatzung trägt das Missions-Badge mit einem Gagarin-Porträt am Bordanzug.
Bisher hatte Russland nur zweimal unbemannte „Progress“-Frachtraumschiffe auf einen Namen getauft. Anlass waren 2007 der 150. Geburtstag des „Vaters der russischen Raumfahrt“, Konstantin Ziolkowski (1857-1935), und der 100. Geburtstag von Chefkonstrukteur Sergej Koroljow (1907-66).
Trotz der Startverzögerung ist in der ISS am Montag turnusgemäß der Kommandowechsel vollzogen worden. US-Astronaut Scott Kelly hat als Chef der 26. Stammbesatzung den Staffelstab an seinen russischen Kollegen Dmitri Kondratjew übergeben. Nach rund 160 Tagen im All kehrt Kelly am Mittwoch zusammen mit den Russen Alexander Kaleri und Oleg Skripotschka an Bord von „Sojus TMA-01M“ wieder zur Erde zurück. Die Landung ist für 8.47 Uhr deutscher Zeit in der kasachischen Steppe vorgesehen. Mit der Abkopplung des Raumschiffes beginnt dann die Arbeit der 27.
Stammbesatzung.
Kondratjew, die US-Astronautin Catherine Coleman und der Italiener Paolo Nespoli setzen bis zur Ankunft von „Sojus TMA-21“ den Flug allein fort. Wann die Mannschaft wieder ihre Soll-Stärke von sechs Mitgliedern hat, weiß heute noch niemand.
Kondratjew, die US-Astronautin Catherine Coleman und der Italiener Paolo Nespoli setzen bis zur Ankunft von „Sojus TMA-21“ den Flug allein fort. Wann die Mannschaft wieder ihre Soll-Stärke von sechs Mitgliedern hat, weiß heute noch niemand.
(für dapd)