Cape Canaveral, 9. März 2011 — Sicher und auf die Minute genau ist die dienstälteste US-Raumfähre „Discovery“ am Mittwoch von ihrer 39. und letzten Mission aus dem All zurückgekehrt. Punkt 17.57 Uhr deutscher Zeit setzte sie butterweich auf der Runway 15 des Weltraumbahnhofs Cape Canaveral (Florida) auf. Hinter ihr lagen knapp 13 ereignisreiche Tage auf der Umlaufbahn.
Auch bei seiner Abschiedsmission hat der Shuttle wieder Hervorragendes geleistet. Er brachte mit dem Mehrzweckmodul „Leonardo“ nicht nur den letzten Baustein des US-Segments zur Internationalen Raumstation ISS, sondern stattete sie auch mit einem humanoiden Roboter für Routinearbeiten an Bord und – präventiv – mit großkalibrigen Ersatzteilen für die bevorstehenden Jahre aus.
In die Freude der sechsköpfigen Crew unter Commander Steve Lindsey über die erfolgreiche Erfüllung des anspruchsvollen Programms mischten sich aber auch Wehmut und Abschiedsschmerz. Denn die „Discovery“ wird nie wieder in den Weltraum aufsteigen. Im Gegenteil: Nach fast 27 Jahren wird sie ausgemustert und soll künftig in einem Museum an glorreiche Zeiten erinnern. Damit beginnt auch der Count-down für die anderen beiden Raumfähren „Endeavour“ und „Atlantis“. Im April und im Juni starten sie zum letzten Mal. Dann wird das Shuttle-Programm, das am 12. April 1981 aufgelegt worden ist, aus Sicherheits- und Kostengründen eingestellt. Tausende qualifizierte NASA-Mitarbeiter haben dadurch bereits ihren Job verloren, weitere werden folgen.
Commander Lindsey sagte in einem CBS-Interview noch aus dem All, die amerikanische Nation könne „stolz“ auf das sein, was die „Discovery“ seit 1984 geleistet habe. Es sei ein „einmaliges Wissenschaftslabor, das alles konnte“. Zugleich bedrücke ihn, dass kein „fertiger Nachfolger“
bereitstehe, betonte der Fünffach-Astronaut. Er hoffe jedoch, dass Amerika irgendwann in der Zukunft wieder ein so „leistungsfähiges Raumschiff“ haben werde. Das ist allerdings noch nicht in Sicht. An ihm wird aber in der Privatindustrie mit Unterstützung der NASA gearbeitet.
Lindseys Kollege Eric Boe bekannte, es sei für ihn eine Ehre, der letzten „Discovery“-Crew anzugehören. Er werde bei seiner Rückkehr seinen beiden Kindern erzählen, dass er mit einer „Traum-Maschine“ unterwegs gewesen sei, die „wie eine Rakete startet, wie ein Raumschiff fliegt und wie ein Überschallflugzeug landet“.
In der Tat: Die Geschichte der Raumfähre ist eine einzige Erfolgsstory. Sie ist bei ihren 39 Missionen genau ein Jahr unterwegs gewesen und hat dabei mit über 250 Astronauten und Kosmonauten mehr Menschen ins All gebracht als ihre „Schwestern“. Sie fing als erste defekte Satelliten in der Umlaufbahn ein, steuerte gleich zwei Raumstationen an – Ende der 1990er Jahre zweimal die russische MIR und danach 13 Mal die ISS. 1990 brachte der Shuttle das „Hubble“-Teleskop auf die Umlaufbahn und besuchte es später noch zu zwei Service-Missionen.
Nach der „Challenger“- und der „Columbia“-Katastrophe 1986 und 2003 wurde die „Discovery“ wieder als Erste ins All geschickt. Sie hatte mit Eileen Collins die erste weibliche Pilotin und kurze Zeit später auch die erste Shuttle-Kommandantin. Zu ihren prominentesten Besatzungsmitgliedern gehörten 1985 Jake Garn (Utah) als erster Senator, 1994 Sergej Krikaljow als erste Russe und 1998 der damals 77-jährige Astronauten-Veteran John Glenn als ältester Mensch im All.
Nun erhält der Shuttle-Veteran bald einen Ehrenplatz in einem Museum – in welchem, steht aber noch nicht fest.
(für dapd)