Baikonur, 23. März 2024 – Im zweiten Anlauf ist am Samstag der Start des Raumschiffs Sojus MS-25 mit dem russischen Kommandanten Oleg Nowizki, der ersten belorussischen Kosmonautin Marina Wassiljewskaja und der NASA-Astronautin Tracy Dyson zur Internationalen Raumstation ISS geglückt. Es stieg um 13:36 Uhr deutscher Zeit an der Spitze einer Sojus-2.1a-Trägerrakete vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) auf. Die Kopplung am Pritschal-Modul ist für Montag um 16:10 Uhr geplant.
Der erste Startversuch war am Donnerstag nur Sekunden vor dem Abheben automatisch unterbrochen worden – ein für die bemannte russische Raumfahrt erstmaliges Ereignis. Als offizieller Grund wurde ein Spannungsabfall in einer chemischen Energiequelle genannt. Unabhängige Experten weisen aber darauf hin, dass möglicherweise die ballistische Konstellation nicht gestimmt habe. Denn das Raumschiff sollte nach der neuen superschnellen Variante zur Station fliegen und nach nur zwei Erdumkreisungen oder drei Stunden und 19 Minuten andocken. Nunmehr greift man wieder auf die traditionelle Zwei-Tage-Variante mit 34 Erdumkreisungen zurück.
Nowizki und Wassiljewskaja kehren am 6. April mit dem Raumschiff Sojus MS-24 wieder auf die Erde zurück. Mit an Bord ist dann auch die NASA-Astronautin Loral O`Hara, die von Dyson abgelöst wird, die bis September mit den russischen Kosmonauten Oleg Kononenko und Nikolai Tschub in der Station verbleiben soll.
Marina Wassiljewskaja, die von Beruf Flugbegleiterin der Gesellschaft Belawia ist, soll in der ISS ein Programm mit fünf wissenschaftlichen und zwei gesellschaftlichen Aufgaben in den Bereichen Medizin, Biologie, Physiologie und Fernerkundung erfüllen. Sie hat keine vollwertige Kosmonautenausbildung durchlaufen und ist somit eher eine Teilnehmerin an einem Raumflug, wie das offiziell heißt. Sie wurde zusammen mit ihrem Double Anastasija Lenkowa, einer Kinderchirurgin, in einem mehrmonatigen Schnellkurs auf ihre Mission vorbereitet, die vor allem propagandistischen Zwecken dient. Denn Belorussland ist der engste Verbündete von Präsident Wladimir Putin. Sein belorussischer Counterpart Alexander Lukaschenko hat schon angekündigt, Putin zu bitten, bald eine neue und rein belorussische Raumfahrtmission starten zu lassen, an der dann Nowizki, Wassiljewskaja und Lenkowa teilnehmen sollen. Der gebürtige Weißrusse Nowizki hat dem zugestimmt, sofern er als Profikosmonaut gesundheitlich dazu in der Lage sei. Er war nämlich schon ausgemustert und nur wegen seiner Herkunft wieder reaktiviert worden.
Lukaschenko hat inzwischen einen Ukas über den Status für seine Kosmonauten erlassen. Der sieht unter anderem eine ganze Reihe Privilegien und Präferenzen hinsichtlich deren beruflicher Stellung, medizinischen und Wohnraumversorgung sowie der Rentenabsicherung vor. Dafür wird von ihnen eine gefestigte staatsbürgerliche Haltung, eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen und politischen Leben sowie eine würdige Vertretung des Landes in der internationalen Arena erwartet.