Moskau, 19. Februar 2024 – Im russischen Kosmonauten-Korps herrscht offenbar eine Art Zweiklassengesellschaft. Diese Vermutung hat der Raumfahrthistoriker Alexander Shelesnjakow gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti geäußert. Er begründete das mit dem Hinweis darauf, dass die Kosmonautin Anna Kikina und ihr Kollege Andrej Fedjajew, die 2023 mit amerikanischen Crew Dragon-Raumschiffen zur Internationalen Raumstation ISS geflogen sind, den sonst üblichen Ehrentitel eines Helden Russlands wohl nicht erhalten werden. Das sei „wenig wahrscheinlich“, weil die Flüge mit US-Kapseln in Russland anders bewertet werden als mit einheimischen Sojus-Raumschiffen, sagte er zur Begründung. Kikina und Fedjajew würden bestimmt „irgendwelche Auszeichnungen“ bekommen, die aber „nicht so bedeutsam“ seien, fügte er hinzu.
Shelesnjakow erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die Kosmonauten Waleri Tokarjew und Sergej Treschtschow, die 1999 und 2002 mit den US-Shuttles Discovery beziehungsweise Endeavour zur ISS gestartet sind, noch den Ehrentitel erhalten haben, ihr Kollege Boris Morukow, der im September 2000 mit der Atlantis-Fähre unterwegs war, jedoch schon nicht mehr. Er sei danach auch nicht mehr in den Weltraum geflogen und somit der bisher einzige russische Kosmonaut ohne den hochdotierten Ehrentitel. Dagegen sei Fjodor Jurtschichin, der im Oktober 2002 ebenfalls zu einer gemischten Atlantis-Crew gehörte, sechs Jahre später zum Helden gekürt worden – allerdings erst nach seinem ISS-Flug mit dem russischen Raumschiff Sojus TMA-10.