Berlin – Der Apfel fällt offenbar auch bei Raumfahrern nicht weit vom Stamm. Zum ersten Mal in der Geschichte fliegt mit Sergej Wolkow der Sohn eines Kosmonauten ins All. Der Start seines Raumschiffes „Sojus TMA-12“ zur Internationalen Raumstation ISS ist für den 8. April geplant. Mit an Bord sind Wolkows Landsmann Oleg Kononeko und die südkoreanische Wissenschaftlerin Yi So-yeon. Der 35-jährige Junior folgt damit den Spuren seines Vaters Alexander, der als 60. von bislang 100 Russen ins All flog. Er hat drei Langzeitflüge zu den Raumstationen „Salut 7“ und MIR auf seinem Konto. Dabei verbrachte er zwischen 1985 und 1992 insgesamt 391 Tage in der Schwerelosigkeit. Damit war er auch einer jener, die den Weg für die ISS gebahnt haben.
Sohn Sergej hat eine sowjetisch-russische Bilderbuchkarriere hingelegt, die nunmehr in seinem ersten Raumflug ihren bisherigen und gleich kosmischen Höhepunkt erreicht. Er wird damit zugleich der 101. russische Kosmonaut. Geboren am 1. April 1973 im ukrainischen Tschugujew, erhielt er seine Schulbildung im „Sternenstädtchen“ („Star City“) bei Moskau, wo sein Vater für die Weltraummissionen trainiert hat. 1990 nahm Wolkow jun. das Studium an der Luftwaffenakademie Tambow auf, das er fünf Jahre später als Flugzeugführer und Diplomingenieur abschloss. Danach diente er in den Luftstreitkräften und brachte es auf 450 Flugstunden.
Ende 1997 begann Sergej Wolkow selbst das Training im „Sternenstädtchen“, und seit Januar 2000 gehört er zu den Kandidaten für einen Flug zur ISS. Nach mehreren Nomierungen als Double wurde er schließlich im Juni 2006 zum Kommandanten sowohl des Zubringerraumschiffs „Sojus TMA-12“ als auch der 17. ISS-Stammbesatzung ernannt. Er löst damit die US-Astronautin Peggy Whitson ab, die ein halbes Jahr lang als erster weiblicher Chef in der Station fungiert hatte.
Wolkow und Kononenko, ebenfalls ein Weltraumneuling, bleiben bis Oktober auf der Umlaufbahn. Neben den routinemäßigen wartungs- und Reparaturarbeiten empfangen sie Anfang Juni das Hauptsegment des japanischen Forschungsmoduls KIBO („HOffnung“), das mit dem US-Shuttle „Discovery“ zur Station kommt. Außerdem stehen zwei Ausstiege in den freien Raum sowie rund 50 wissenschaftliche Experimente auf dem Plan. In den ersten vier Wochen ihrer Mission werden die beiden Russen von ihrem US-Astronautenkollegen Garrett Reismann unterstützt, der seit April als zweiter Bordingenieur fungiert.
Der Chef der Moskauer Raumfahrtagentur Roskosmos, Anatoli Perminow, hat es sich nicht nehmen lassen, am Vorabend des „Sojus TMA-12“-Starts den stolzen Vater von Sergej Wolkow zu einem persönlichen Gespräch zu empfangen. Er dankte Wolkow sen. für die „würdige Erziehung“ seines Sohnes. Perminow äußerte sich zudem erfreut darüber, dass sich die Jugend inzwischen wieder für die Raumfahrt interessiere.
(Veröffentlicht am 5. April 2008)