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Berlin – Das internationale Raumfahrtjahr 2008 verspricht spannend zu werden. Es wartet nicht nur mit vielen großen Jubiläen, sondern auch mit spektakulären Premieren auf. Daneben arbeiten Russen, Amerikaner, Europäer und Japaner fleißig am Ausbau der Internationalen Raumstation ISS, der bis zur Einstellung der Shuttle-Flüge 2010 abgeschlossen sein soll.Deutschland mischt dabei kräftig mit. Schon am 10. Januar soll ESA-Astronaut Hans Schlegel nach mehrfacher Verschiebung das europäische Forschungslabor „Columbus“ mit dem US-Shuttle „Atlantis“ zur Internationalen Raumstation ISS bringen. Er wird auch bei zwei Ausstiegen in den freien Raum helfen, die Hightech-Röhre, die in Bremen gebaut wurde, an die ISS anzuschließen. Noch im Frühjahrt soll auch ein japanisches Modul an der Station andocken. Zudem wird im Frühjahr die Entscheidung der Bundesregierung über eine eigene Mondmission erwartet. Nach den Vorstellungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll für etwa 350 Millionen in drei bis vier Jahren eine Sonde zum Mond geschickt werden, um ihn zu fotografieren. Im September steht noch ein besonderes Datum an: Der 30. Jahrestag des Fluges des ersten Deutschen ins All, Sigmund Jähn. Die Europäische Weltraumorganisation ESA setzt hingegen mit ihrem neuen automatischen Transportraumschiff (ATV – Automated Transfer Vehicle) ein Achtungszeichen. Das erste Exemplar, auf den Namen „Jules Verne“ getauft, wird voraussichtlich Ende Februar an der Spitze einer „Ariane-5“-Rakete zu seinem Jungfernflug ins All geschossen. Deutschland ist mit 38 Prozent an dem Fünf-Milliarden-Euro-Projekt beteiligt. Der Frachter, der mit seinen gut 7,5 Tonnen Nutzlast die dreifache Kapazität der russischen „Progress“-Schiffe hat, soll künftig etwa einmal im Jahr die ISS mit Treibstoff, Wasser, Lebensmitteln, wissenschaftlichen Geräten und Verbrauchsmaterial versorgen.

Den Reigen der großen Jubiläen eröffnet der 50. Jahrestag des ersten US-amerikanische Satelliten „Explorer 1“. Die Antwort Washingtons auf den „Sputnik“ der Russen war am 1. Februar 1958 gestartet worden – vier Monate nach Moskaus kosmischer Premiere. Am 1. Oktober feiern die Amerikaner einen weiteren Höhepunkt: Ihre Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde NASA wird ebenfalls 50 Jahre alt. Die Gründung der NASA war ein Geniestreich der USA im Wettlauf mit der damaligen Sowjetunion um die Vorherrschaft im All. Denn auf diese Weise bündelten sie alle ihre nationalen Kräfte und schickten 1969 mit Neil Armstrong den ersten Menschen auf den Mond, während sich die Russen trotz ihrer zentralistischen Planwirtschaft heillos verzettelten. Die Landung auf dem Erdtrabanten kompensierte im weitesten Sinne auch den Sputnik- und Gagarin-Schock der Amerikaner.

Die Russen, die ausgerechnet zu Weihnachten noch schnell zwei neue Atomraketen getestet haben, feiern am 20. Januar den 30. Jahrestag ihrer „Progress“-Frachter. Diese sind zwar an ihren technischen und Kapazitätsgrenzen angelangt, versorgen aber die ISS weiter zuverlässig. Am 27. März gedenkt man dann des 40. Todestages von Juri Gagarin. Bis heute sind die auen Umstände des Flugzeugabsturzes des Kosmospioniers nicht geklärt. Klar ist nur, dass unglaubliche Schlamperei der Flugleitung mit im Spiel war. Schon 60 Jahre liegt indes der Start der ersten russischen Großrakete „R1“ zurück. Die originalgetreue Kopie von Hitlers Vergeltungswaffe „V2“ war am 10. Oktober 1948 erfolgreich erprobt worden.

China setzt 2008 sein Kosmosprogramm mit dem Start eines Raumschiffes mit drei Taikonauten an Bord fort. Er ist für die Zeit nach den Olympischen Spielen in Peking geplant. Bei der Mission soll auch erstmals ein Chinese in den freien Weltraum aussteigen.

(Veröffentlicht am 29. Dezember 2007)

Von admin