Houston, 5. Dezember 2014 — Im zweiten Anlauf hat das neue US-Raumschiff „Orion“ am Freitag erfolgreich seinen ersten unbemannten Testflug absolviert. Die viersitzige Kapsel wurde mit einer Delta IV Heavy-Rakete um 13.05 Uhr deutscher Zeit vom militärischen Teil des Weltraumbahnhofs Cape Canaveral (Florida) ins All geschossen und wasserte knapp viereinhalb Stunden später wohlbehalten vor der kalifornischen Küste im Pazifik, teilte die US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA in Houston (Texas) mit. Bei dem Test wurden die Software, die Avionik, das Trennungssystem, der Strahlenschutz, der Hitzeschild, die Fallschirme und das Bergungssystem einer eingehenden Prüfung unterzogen. Ein erster Startversuch musste am Donnerstag wegen eines Ventilschaden an der Trägerrakete abgebrochen werden.
„Orion“ stieg bis in rund 5.800 Kilometer Höhe auf. Das entspricht etwa der 15-fachen Höhe der Internationalen Raumstation ISS. Damit entfernte sich das neue Raumschiff weiter als jedes andere in den letzten 40 Jahren von der Erde.
Die Kapsel, mit der sich die USA wieder von den Russen unabhängig machen wollen, die seit Einstellung des Shuttle-Programms 2011 den Transport ihrer Astronauten zur
ISS übernommen haben, wurde in Zusammenarbeit mit dem Luft- und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin entwickelt. Sie ist für bemannte Missionen zum Mond, zu Asteroiden und zum Mars bestimmt, könnte aber auch zur ISS fliegen.
Das Antriebs- und Versorgungsmodul des Raumschiffes wird von der Europäischen Weltraumorganisation ESA beigesteuert und in Bremen gebaut. Es ist dies das erste Mal, dass die NASA ein sogenanntes systemkritisches Element einem nicht-amerikanischen Partner anvertraut.
Der erste unbemannte Flug von „Orion“ mit dem vollwertigen europäischen Service-Modul ist für 2017/18 geplant. Dabei soll die Kapsel erstmals den Mond umfliegen und nach drei Wochen wieder zur Erde zurückkehren. Die erste bemannte Mondumkreisung findet nicht vor 2020 statt.
(c) Gerhard Kowalski