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Credit: ESALuxemburg, 2. Dezember 2014 — Der Ministerrat der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat am Dienstag auf seiner Tagung in Luxemburg den Bau der neuen Europa-Rakete Ariane 6 beschlossen. Sie soll künftig den eigenständigen, verlässlichen und erschwinglichen Zugang Europas zum Weltraum sichern. Damit ist die bislang von Deutschland favorisierte Weiterentwicklung der bewährten Ariane 5 vom Tisch.
Die neue Rakete soll in sechs Jahren zur Verfügung stehen und rund vier Milliarden Euro kosten. Der Ministerrat beschloss ferner den Bau des weiterentwickelten leichten Trägers Vega-C. Dank ihrer Modularität und Flexibilität entsprechen beide Raketen den Anforderungen des europäischen institutionellen Markts und auch des Weltmarkts.

Insgesamt wurden Beschlüsse über finanzielle Mittel in Höhe von rund 5,9 Milliarden Euro gefasst. Deutschland hat für die nächsten Jahre insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro gezeichnet. Damit ist es zusammen mit Frankreich der beitragsstärkste ESA-Partner. 

Die 20 ESA-Mitgliedsländer hätten wiederholt bewiesen, dass sie auch unter schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen handlungsfähig sind, betonte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, zum Abschluss des Treffens. „Mit den in Luxemburg getroffenen Vereinbarungen ist der Weg für die Wettbewerbsfähigkeit einer zukünftigen europäischen Trägerrakete gesichert.“ Aus deutscher Sicht sei  auch die Entscheidung über die weitere Nutzung der Internationalen Raumstation ISS ein wichtiges Ergebnis. „Mit den Resultaten der ESA-Ministerratskonferenz ist garantiert, dass die deutschen technologischen Kompetenzen in Entwicklung und Forschung für den autonomen Zugang Europas zum All und in der bemannten Raumfahrt weiter ausgebaut werden können“, resümierte der DLR-Chef.

Auch die Industrie begrüßte die Ergebnisse von Luxemburg. „Dieses Treffen wird als mutiger Schritt in die europäische Raumfahrtgeschichte eingehen“, heißt es in einer Erklärung des europäischen Raumfahrtunternehmens Airbus Defence & Space. Diese Entscheidungen „geben neuen Schub für das Trägerraketengeschäft – die Basis aller Raumfahrtaktivitäten – sowie für den gesamten europäischen Raumfahrtmarkt mit tausenden Mitarbeitern, die die Industrie durch ihr Knowhow und ihre Leidenschaft vorantreiben.“

„Die zentralen Programmentscheidungen dieser Konferenz sichern die Zukunftsfähigkeit der deutschen und der europäischen Raumfahrt“, betonte der Vizepräsident des Bundesverbandes der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Evert Dudok.  Die Bundesregierung setze auf den Nutzen der Raumfahrt und steigere ihre Investitionen um bis zu 65 Millionen Euro jährlich. „Damit wird Deutschland als Raumfahrt-Standort weiter gestärkt, und es entstehen hochwertige Arbeitspakete für die deutsche Raumfahrtindustrie sowie für die deutsche Forschung und Wissenschaft.“

Die Hightech-Strategie der Bundesregierung zahle sich aus, heißt es weiter. „Mit der Entscheidung zur Entwicklung der Ariane 6 unternimmt die europäische Raumfahrt einen wichtigen Schritt zum richtigen Zeitpunkt – der europäische unabhängige Zugang zum Weltraum ist damit auch künftig gesichert.“ Auch die Entscheidung zum weiteren Betrieb und zur entsprechenden Finanzierung der ISS mit allen europäischen Partnern sei „ein wichtiges Zeichen für die europäische Kooperation“.

(c) Gerhard Kowalski