Moskau, 18. November 2014 – Der Chefstratege für die bemannte russische Raumfahrt, Sergej Krikaljow, schlägt Alarm. Russland könne in absehbarer Zeit kein neues bemanntes Raumschiff bauen, wenn dafür nicht sofort ernsthafte Maßnahmen getroffen werden, sagte Krikaljow auf einer Sitzung des Rates der Militärisch-Industriellen Kommission (WPK) der Russischen Föderation, wie die „Iswestija“ berichtet.
Bereits vor zehn Jahren habe man von der Notwendigkeit eines „Sojus“-Nachfolgers gesprochen, betonte der Sechsfach-Kosmonaut. Und vor drei Jahren habe man Präsident Wladimir Putin ein Modell des neuen Raumschiffs vorgeführt, das bereits 2018 bemannt starten sollte. Doch davon sei heute schon keine Rede mehr. Stattdessen sollen weiter „Sojus“-Raumschiffe vom im Bau befindlichen neuen Kosmodrom „Wostotschny“ im Amur-Gebiet starten, kritisierte Krikaljow.
Derzeit arbeitet Russland an der nunmehr 6. Generation der „Sojus“-Kapseln, die seit 1967 zuverlässig Dienst tun. Im nächsten Jahr soll das Raumschiff mit der Typenbezeichnung „Sojus-MS“ zu seinem ersten Testflug starten. Kommandant soll der Weltraumneuling Alexej Owtschinin sein. Der Herstellerkonzern RKK „Energija“ hatte dagegen den Einsatz von Fünffach-Kosmonaut Alexander Kaleri gefordert, wurde aber vom Chef des Kosmonautenausbildungszentrums (ZPK) „Juri Gagarin“, Juri Lontschakow, und vom Direktor des Instituts für Medizinisch-Biologische Probleme (IMBP), Igor Uschakow, überstimmt.
Krikaljow war im Frühjahr als ZPK-Chef zurückgetreten und ist seit August Erster Stellvertreter des Direktors des Zentralen Wissenschaftlichen Forschungsinstituts des Maschinenbaus (ZNIImasch). In dieser Funktion zeichnet er in der wissenschaftlichen Leitorganisation der Raumfahrtagentur Roskosmos für die Planung der bemannten Flüge im Rahmen des Programms für die weitere Erforschung des fernen Weltraums verantwortlich. Der einzige russische Sechsfach-Kosmonaut hält mit 803 Tagen den absoluten Langzeitflugweltrekord.
© Gerhard Kowalski