Baikonur, 24. September 2014 — Nach 17 Jahren Unterbrechung fliegt am Donnerstagabend wieder eine Russin ins All. Die Kosmonautin Jelena Serowa (38) startet mit ihrem Landsmann Alexander Samokutjajew und dem US-Astronauten Barry Wilmore zur Internationalen Raumstation ISS. Ihr Raumschiff „Sojus TMA-14M“ soll am Donnerstagabend um 22.25 Uhr deutscher Zeit von der sogenannten Gagarin-Rampe auf dem Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) abheben. Sechs Stunden später ist die Kopplung an die Station geplant. Das Trio soll 170 Tage lang auf der Umlaufbahn forschen und knapp 50 Experimente durchführen.
Mit den Neuankömmlingen erreicht die 41. ISS-Stammbesatzung, die derzeit nur aus dem Russen Maxim Surajew, dem Amerikaner Reid Wiseman und dem deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst besteht, ihr Sollstärke. Jelena Serowa ist zugleich die vierte Russin im Weltraum und die erste überhaupt in der ISS. Vor ihr waren bereits 31 Frauen in der Station, davon 27 Amerikanerinnen.
Die bislang letzte russische Kosmonautin war Jelena Kondakowa. Sie arbeitete 1994 und 1997 insgesamt 178 Tage in der Raumstation MIR. Als erste Frau überhaupt war Walentina Tereschkowa 1963 mit einer „Wostok“-Kapsel in den Weltraum geflogen. Da sie dabei nicht alle Programmpunkte zur Zufriedenheit von Chefkonstrukteur Sergej Koroljow erfüllte, wurde das weibliche Kosmonauten-Korps danach kurzerhand aufgelöst. Erst 1982 wurde mit Swetlana Sawizkaja die zweite Russin auf die Umlaufbahn geschickt.
Für Samokutjajew ist dies die zweite ISS-Mission. Ihm war 2011 die Ehre zuteil geworden, als Kommandant des Raumschiffes „Sojus TMA-21“ zu fungieren, das zum 50. Jahrestag des historischen Fluges von Juri Gagarin auch dessen Name und Porträt schmückten. Diesmal wird auf dem Raumschiff Reklame für die 16. Schwimmweltmeisterschaften gemacht, die 2015 in der Wolga-Stadt Kasan stattfinden.
Wilmore war ebenfalls schon einmal in der Station – 2009 mit einem Shuttle.
Inzwischen bereitet sich im „Sternenstädtchen“ mit Anna Kikina die fünfte Russin auf einen Einsatz vor. Der könnte in drei oder vier Jahren erfolgen, teilte der Chef des Kosmonauten-Ausbildungszentrums (ZPK) „Juri Gagarin“, Juri Lontschakow, kürzlich mit. Kurios an der Ankündigung ist, dass Kikina im Juni trotz eines erfolgreich bestandenen Examens zuerst nicht in den Kreis der Kosmonauten-Kandidaten aufgenommen worden war. Später wurde die Entscheidung dann revidiert.
(c) Gerhard Kowalski