Moskau, 7. August 2014 – Das „Angara“-Programm und das Raumfahrtzentrum „Chrunitschew“ insgesamt stecken in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Das Projekt der neuen russischen Trägerraketenfamilie befinde sich in einer „schwierigen Lage“, teilte der Präsident der Vereinigten Raketen- und Raumfahrtkorporation ORKK, Igor Komarow, am Donnerstag in Moskau mit.
„Im Rahmen des Programms zur finanziellen Gesundung des Chrunitschew-Zentrums können wir die Regierung um Hilfe bitten“, fügte er nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA Nowosti hinzu. „Ich glaube aber, dass wir um eine solche Hilfe nur ein einziges Mal bitten können.“
Vizepremier Dmitri Rogosin äußerte die Erwartung, dass das „Angara“-Projekt ohne Pannen verwirklicht wird. „Wir wollen hoffen, dass es hier weder Terminverschiebungen noch irgendwelche anderen Störungen in der Arbeit gibt“, sagte er. Nähere Einzelheiten zu den Problemen bei der Rakete, deren leichte Version bereits einen ballistischen Flug absolviert hat und deren schwere Variante Ende Dezember erstmals Satelliten ins All schießen soll, wurden nicht bekannt.
Das Hilfsprogramm für „Chrunitschew“ von mehr als 600 Millionen Euro soll Ende September der Regierung vorgelegt werden. Der Konzern steht schon seit Jahren wegen der sich häufenden Havarien bei seinen „Proton-M“-Raketen in der Kritik.
Deshalb wurde am Donnerstag auch sein Generaldirektor Alexander Seliwjorstow abgelöst und durch den Ex-Chef des Zivilflugzeugherstellers „Suchoj“, Andrej Kalinowski, ersetzt. Seliwjorstow soll eine Spitzenposition bei der ORKK übernehmen.
© Gerhard Kowalski