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Credit: ESA

Kourou, 30. Juli 2014 – Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat am Mittwochmorgen ein wichtiges Kapitel ihrer Tätigkeit abgeschlossen. Um 01.47 Uhr deutscher Zeit hob das 5. und letzte ATV (Automated Transport Vehicle)"Georges Lemaitre" an der Spitze einer Ariane-5 ES vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana ab. Es soll mit 6,6 Tonnen Nachschub an Bord am 12. August am "Swesda"-Modul der Internationalen Raumstation ISS andocken. Sechs Monate später soll es mit Müll beladen wieder ablegen und gezielt über dem Südpazifik zum Absturz gebracht werden.

Benannt ist der Frachter nach dem belgischen Wissenschaftler Georges Lemaître, der als Begründer der Urknall-Theorie gilt. Das ATV-5 wird auch zur Erprobung von Geräten und Verfahren für künftige Raumtransporte eingesetzt, wie die ESA mitteilte. Zu den Experimenten an Bord zähle etwa der Laserinfrarotbildsensor LIRIS zur Entwicklung von Lenkungs-, Navigations- und Steuerungssystemen für Anflüge an sogenannte unkooperative Ziele wie Weltraummüll und Asteroiden.

Das ATV ist nach ESA-Angaben das bisher komplexeste in Europa gebaute Raumfahrzeug. Es sei seit dem Flug der Nummer 1 im März 2008 ein unverzichtbarer Bestandteil der ISS gewesen. Im Vergleich zu den anderen Versorgungsfahrzeugen des orbitalen Außenpostens verfüge es über die größte Frachtkapazität und könne die Raumstation auch auf eine höhere Umlaufbahn bringen.

"Georges Lemaître mag zwar das letzte ATV sein, das ATV-Programm als Ganzes stellt jedoch für die ESA nur den ersten wichtigen Schritt für weitere Abenteuer auf dem Gebiet des bemannten Raumflugs dar", sagte der ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb, Thomas Reiter, zu dem Start. "Mit dem ATV-Programm wurden Schlüsseltechnologien entwickelt, die uns bei den künftigen Herausforderungen, die es in der bemannten Raumfahrt zu meistern gilt, als solide Grundlagen dienen werden."

So kämen ATV-Technologien beim Entwurf des europäischen Versorgungsmoduls für das neue bemannte "Orion"-Raumschiff der NASA zum Einsatz, das Astronauten bei Explorationsmissionen über die Erdumlaufbahn hinaus befördern soll. Die ESA habe sich zunächst auf die Auslieferung von zwei Modulen für "Orion" verpflichtet, betonte Reiter. Eines sei für den Jungfernflug 2017 und das zweite für die erste operationelle Mission 2021 bestimmt.

Die ATV-Technologien könnten jedoch auch noch auf anderen Gebieten zum Einsatz kommen, so für die Rückführung von Proben aus dem Weltraum, für Abschleppmanöver sowie Versorgungs- und Reparaturmaßnahmen im Orbit, stellt der ESA-Direktor fest. Die für das ATV-Programm geschaffenen Kontrolleinrichtungen, Simulatoren und anderen Geräte könnten in künftige Raumtransportvorhaben eingebunden werden.

Hauptindustriepartner bei der ATV-Fertigung war die Airbus Group, während Thales Alenia Space Italien die Verkleidung und die Ladebucht lieferten. An dem Programm nahmen mehr als drei Dutzend Unternehmen aus zehn europäischen Ländern, Russland und den USA teil. Die Zahl der in der ESA und der Industrie eingebundenen Personen belief sich auf etwa 2000.

© Gerhard Kowalski