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STS 130 4.-8.2. 2010 115Berlin/Houston, 17. Februar 2010 — Gut elf Jahre nach Baubeginn ist das amerikanische Segment der Internationalen Raumstation ISS jetzt komplett. In der Nacht zum Mittwoch haben die US-Astronauten Robert Behnken und Nicholas Patrick bei ihrem dritten und letzten Ausstieg die Montage des Verbindungsknotens „Tranquility“ (Node 3) und des Observationsmoduls „Cupola“  abgeschlossen, teilte die Weltraumbehörde NASA in Houston (Texas) mit. Um 6.25 Uhr deutscher Zeit öffnete „Endeavour“-Pilot Terry Virts von innen die erste der sieben Fensterluken des kosmischen Aussichtsturms. Dabei bot sich den Astronauten ein atemberaubender Blick auf die Erde, das Weltall und die Station selbst.

Mit der Integration der beiden über 13,5 Tonnen schweren Bauteile ist auch die ISS zu über 90 Prozent fertig, die bis zum Jahr 2020 und nach Möglichkeit noch darüber hinaus betrieben werden soll. Jetzt fehlen nur noch drei russische Module. Das erste, das Kleine Forschungsmodul (MIM-1), soll schon im Mai auf die Umlaufbahn gebracht werden, die beiden anderen folgen bis 2015.

Die Shuttle-Besatzung war an diesem für die ISS-Partner so bedeutsamen Tag von der Bodenstation sinnigerweise mit dem Song „Window on the world“ (Fenster zur Welt) von Jimmy Buffett geweckt worden. Um 3.15 Uhr deutscher Zeit begannen Behnken und Patrick mit der Arbeit, die sie um 9.03 Uhr eine Dreiviertelstunde  früher als geplant abschlossen. Als erstes öffneten sie eine Ammoniakleitung des Wärmeregulierungssystems. „Tranquility“ war damit an den „Blutkreislauf“ der Station angeschlossen. Das Modul ist sieben Meter lang, hat einen Durchmesser von 4,5 Metern und besitzt sechs Kopplungsstutzen. Es beherbergt die modernsten Lebenssicherungs- und Kontrollsysteme der Station und erweitert zudem den Lebensraum erheblich. Hier trainieren die Astronauten auch für die Wiederanpassung an die Erdanziehungskraft.

Nach „Tranquility“ entfernten die Männer die Schutzabdeckungen und Transportsicherungen an „Cupola“. Jede Fensterluke war mit drei Bolzen gesichert. Dann brachten Behnken und Patrick mehrere Griffe und Halterungen für künftige „Weltaumspaziergänge“ an dem Modul an, das damit einsatzbereit war. Es dient fortan als Kontrollstation für den kanadischen Roboterarm, der visuellen Beobachtung und auch der psychologischen Unterstützung der Langzeitbesatzungen, die bisher in der riesigen Hightech-Röhre nur einen stark begrenzten Ausblick nach draußen hatten.

Nach Auskunft der italienischen Hersteller können bei „Cupola“ wegen der enormen thermischen Belastung und aus Sicherheitsgründen nur die Luken von drei Fenstern gleichzeitig geöffnet werden. NASA-Flugdirektor Bob Dempsey hat inzwischen präzisiert, die Astronauten könnten ständig die beiden hinteren Seiten- und das „Dachfenster“ nutzen. Hingegen seien die Fenster in Flugrichtung „dienstlichen“ Zwecken vorbehalten, das heißt der  Arbeit mit dem Roboterarm und Experimenten. Damit will man die empfindlichen Spezialgläser, die auf eine Lebensdauer von zehn Jahren ausgelegt sind, weitgehend vor Beschädigung besonders durch Mikrometeoriten schützen.

Die Raumfähre „Endeavour“ hatte „Tranquility“ und „Cupola“ am Mittwoch vergangener Woche zur ISS gebracht. Inzwischen wurde die ursprünglich auf 13 Tage anberaumte Mission um einen Tag verlängert. Damit will die NASA Zeit gewinnen, um ein Abwasseraufbereitungssystem in „Tranquility“ zu installieren. Der Shuttle koppelt in der Nacht zum Samstag deutscher Zeit von der ISS ab und kehrt am Montagmorgen zur Erde zurück.

(Material für ddp)