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St. Petersburg/Berlin, 22.Mai 2014 – Erstmals hat ein führender Raumfahrtfunktionär Russlands mit möglichen Konsequenzen für die Internationale Raumstation ISS infolge der westlichen Sanktionen gedroht. Diese könnten zu einer „Verschlechterung der Kennziffern der russischen Betriebe“ und damit zum „Verlust der Möglichkeiten führen, unsere Verpflichtungen bei der ISS zu erfüllen“, sagte der stellvertretende Chef der Weltraumagentur Roskosmos, Sergej Saweljew, am Donnerstag auf dem Petersburger Wirtschaftsforum, wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti meldet. Die Agentur beruft sich dabei auf den „Dienst für Informationspolitik“ von Roskosmos.

Saweljew betonte zugleich, dass Russland für die Partnerschaft mit allen Ländern „offen“ sei. Sein Land führe einen „aktiven Dialog“ über die Aktivierung der Zusammenarbeit mit China und plane auch, die Kooperation mit Indien zu aktivieren. Für Russland sei es ferner wichtig, die Zusammenarbeit mit den GUS-Staaten, insbesondere mit Weißrussland und Kasachstan, auf dessen Territorium sich das Kosmodrom Baikonur befinde, aufrecht zu erhalten und zu entwickeln.

Der für die Raumfahrt zuständige russische Vizepremier Dmitri Rogosin hatte am Dienstag vergangener Woche mitgeteilt, dass sein Land nicht an einer vor allem von den USA befürworteten Verlängerung des ISS-Vertrages nach 2020 interessiert sei. Sein Land werde seine finanziellen Mittel nach 2020 in neue, perspektivreichere Weltraumprojekte stecken, fügte er hinzu. Saweljew reagierte damit auf die Entscheidung der Amerikaner, die Raumfahrtzusammenarbeit mit den Russen mit Ausnahme der ISS auf Eis zu legen.

 

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Europa hofft indes weiter darauf, dass die Russen ihre Ankündigung nicht wahr machen. Bisher sei kein diesbezügliches offizielles Schreiben bei den ISS-Partnern eingegangen, sagte Thomas Reiter am Donnerstag beim „Space Day“ auf der ILA 2014 in Berlin-Schönefeld. Er könne sich nicht vorstellen, dass die „Erfolgsstory“ der Station 2020 endet, fügte der Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb der Europäischen Weltraumorganisation ESA hinzu. Er räumte zugleich ein, dass derzeit die Finanzierung des ESA-Beitrages zu den ISS-Betriebskosten noch nicht einmal bis 2020 gesichert ist.

Zuvor hatte auch NASA-Chef Charles Bolden, der erstmals zur ILA gekommen war, den Konflikt mit den Russen um die ISS herunterzuspielen versucht. Er sei über den Ausstieg der Russen nicht offiziell informiert worden, obwohl er mit Roskosmos-Chef Oleg Ostapenko in ständigem Kontakt stehe, argumentierte er.

Warum offenbar weder die ESA noch die NASA die ILA nicht genutzt haben, um sich in dieser wichtigen Frage Klarheit zu verschaffen, so das überhaupt noch nötigt ist, bleibt ihr Geheimnis. Denn der Roskosmos-Vize Staatssekretär Denis Lyskow war vor Ort, wurde aber nach Aussage einer Sprecherin zu keiner der Veranstaltungen von NASA, ESA, DLR und Airbus Group eingeladen, obwohl es dabei nicht zuletzt um die künftige internationale Zusammenarbeit und die ISS ging.

© Gerhard Kowalski