Berlin, 20. Mai 2014 — Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) will weiter mit verschiedenen „Playern“ im Osten und Westen kooperieren. Die „schwierige Situation“, die sich durch die US-Raumfahrtsanktionen gegen Russland ergeben hat, dürfe nicht dazu führen, dass man jetzt an dieser Stelle Halt mache, sagte DLR-Chef Johann-Dietrich Wörner am Dienstag auf einer Pressekonferenz auf der ILA 2014 in Berlin-Schönefeld. Er sei überzeugt, dass die Raumfahrt auch in Zukunft „ein verbindendes Element§ bleibe. „Uns eint bedeutend mehr als uns trennt.“
Wörner reagierte damit auf die Tatsache, dass die US-Weltraumbehörde NASA ihre Kooperation mit Russland mit Ausnahme der Arbeit in der Internationalen Raumstation ISS aufgekündigt hat. Die Russen haben darauf ihrerseits mitgeteilt, den ISS-Vertrag nicht über das Jahr 2020 hinaus verlängern zu wollen, wie es die USA und die anderen Partner wünschen.
Wörner wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch die Europäische Weltraumorganisation ESA erst ihre „Hausaufgaben“ machen müsse, bevor sie an eine Verlängerung des Vertrages denken könne. Die ESA-Staaten hätten bislang ihren ISS-Beitrag nur bis 2017 abgesichert. Die Ministerratstagung im Herbst müsse dafür sorgen, die Finanzierung bis 2020 zu gewährleisten.
Der DLR-Vorstandsvorsitzende bedauerte, dass Roskosmos-Chef Oleg Ostapenko, mit dem er auf der ILA verabredet gewesen sei, wegen des „Proton-M“-Absturzes in der vergangenen Woche nicht nach Berlin kommen konnte.
Zuvor hatten das DLR und die US-Firma Teledyne Brown Engineering (TBE) einen Vertrag zum Aufbau und Betrieb des Fernerkundungssystems DESIS auf der ISS unterzeichnet. Das Geschäftsvolumen beträgt 1,2 Milliarden Euro. Das Kamerasystem, ein abbildendes Spektrometer, kann Veränderungen der Erdoberfläche und der Atmosphäre erkennen und soll so zur Entwicklung effektiver Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und Klima beitragen.
Im kommenden Jahr soll DESIS auf der ISS installiert werden und 2016 in Betrieb gehen. Der Unterzeichnungszeremonie wohnte auch NASA-Chef Charles Bolden bei, der erstmals eine ILA besucht.
Wörner und Bolden nahmen am Nachmittag mit ESA-Chef Jean-Jacques Dordain und Evert Dudok von der Airbus Group an einer Podiumsdiskussion zu den künftigen Herausforderungen an die internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt teil. Leider war dazu kein Roskosmos-Vertreter geladen. So blieb die Veranstaltung nur ein Mini-Gipfel.
© Gerhard Kowalski