Baikonur, 16. Mai 2014 – Russlands Raumfahrt hat erneut einen schweren Rückschlag erlitten. Eine “Proton-M”-Rakete mit dem bisher leistungsfähigsten russischen Kommunikationssatelliten “Express-AM4R“ an Bord ist in der Nacht zum Freitag abgestürzt, wie die Raumfahrtagentur Roskosmos am Morgen in einer lapidaren Dreisatz-Meldung mitteilte. Darin heißt es lediglich, nach dem Start um 01.42 Uhr Moskauer Zeit sei es während der Arbeit der dritten Raketenstufe zu einer „anomalen Situation“ gekommen, so dass der Satellit nicht auf seine Umlaufbahn gelangte. Eine Spezialkommission untersuche nun die Ursachen der Havarie.
Zuvor hatten Moskauer Nachrichtenagenturen unter Berufung auf nicht namentlich genannte Vertreter von Roskosmos und des „Proton“-Herstellers “Chrunitschew” gemeldet, die Rakete sei 540 Sekunden nach dem Start vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) abgestürzt. Aufgrund eines Fehlers seien die Triebwerke im Arbeitsbereich der zweiten und dritten Stufe notabgeschaltet worden. Die schwere Rakete sei außerhalb der Grenzen Kasachstans möglicherweise im Altai oder im Pazifik aufgeschlagen. Die Oberstufe mit dem Satelliten habe sich nicht von der Trägerrakete abgetrennt. Ob Menschen zu Schaden gekommen seien, sei nicht bekannt. Alle “Proton”-Starts seien bis auf weiteres abgesagt worden.
Der Satellit, der von EADS Astrium gebaut wurde, wog 5,755 Tonnen und sollte das gesamte Territorium Russlands und der GUS-Staaten mit modernsten Dienstleistungen versorgen.
Es war dies der dritte Start eines Satelliten der “Express”-Serie in diesem Jahr. Am 16. März hatte eine “Proton”-Rakete “Express-AT1″und “Express-AT” problemlos auf ihre Umlaufbahn gebracht.
Das letzte Mal war am 2. Juli vergangenen Jahres eine “Proton”-Rakete noch auf dem Gelände des Kosmodroms Baikonur abgestürzt. Dabei gingen drei Satelliten des Weltraumnavigationssystems GLONASS verloren. Ursache der Havarie waren damals falsch eingebaute Sensoren.
© Gerhard Kowalski