Moskau/Astana, 6. Mai 2014 – Der Chef der russischen Weltraumagentur Roskosmos, Oleg Ostapenko, ist zu einer Inspektionsreise auf der Krim eingetroffen. Er wolle dabei die Möglichkeiten ausloten, die Infrastruktur der Halbinsel in die Lösung der Aufgaben einzubeziehen, vor denen die russische Raketen- und Raumfahrtbranche steht, meldet die Moskauer Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Dienstag. Derzeit arbeitet Roskosmos an einer Prioritätenliste der dafür geeigneten Objekte.
In Jewpatorija befindet sich beispielsweise ein Zentrum für kosmische Fernverbindungen, von dem aus seit 1960 Kontakt zu den sowjetischen interplantaren Stationen gehalten wurde. In Feodossija am Schwarzen Meer haben die Kosmonauten bis in die jüngste Zeit mögliche Notlandungen auf dem Wasser trainiert. Zudem erholten sie sich hier nach ihren Missionen in den zahlreichen Krimkurorten. Jewpatoria könnte dem Vernehmen nach eine wichtige Rolle im russischen Satellitennavigationssystem GLONASS spielen.
Kasachstan schlägt indes dreiseitige Gespräche mit Russland und der Ukraine über das „Baiterek“-Projekt auf dem Kosmodrom Baikonur vor. Nach einer russisch-kasachischen Vereinbarung von 2004 sollte hier ein Startkomplex für die neuen ökologisch sauberen „Angara“-Trägerraketen errichtet werden.
Nach der Entscheidung Moskaus, diese Raketen auch auf seinem künftigen neuen Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet zu starten, war Kasachstan mit dem Argument aus dem Projekt ausgestiegen, beide Weltraumbahnhöfe machten sich damit direkt Konkurrenz auf dem kommerziellen Satellitenmarkt.
Daraufhin einigten sich Moskau und Astana, den „Baiterek“-Komplex von den „Angara“- auf die ukrainischen „Zenit“-Raketen umzuwidmen. Wegen der Ukraine-Krise besteht nun die Gefahr, dass das nicht möglich ist. Kasachstan verknüpft mit dem Projekt auch die Hoffnung, in absehbarer Zeit in eigener Regie „Zenit“-Raketen von Bakonur ins All zu schießen.
Russland hat bereits angekündigt, die „Zenit“-Produktion, die derzeit in Dnepropetrowsk erfolgt, nicht übernehmen zu wollen. Man habe genügend eigene Raketen, die die Aufgaben dieses dreistufigen Trägers übernehmen könnten, hieß es.
© Gerhard Kowalski