Di. Sep 17th, 2024
Credit: G. Kowalski

Washington/Moskau, 4. Mai 2014 – Ein US-Gericht hat der Betreibergesellschaft United Launch Alliance (ULA) per Einstweiliger Verfügung den Kauf russischer Raketentriebwerke verboten. Es folgte damit einer Klage des kalifonischen Raumfahrtunternehmens SpaceX, berichten amerikanische und russische Medien. Der private Raketen- und Raumschiffproduzent hatte dabei geltend gemacht, dass die Geschäfte mit der Moskauer Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO) „Energomasch“, die die RD-180-Triebwerke entwickelt hat, gegen die jüngsten US-Sanktionsbeschlüsse verstoßen. Die Vereinigung sei voll in Staatsbesitz.

Das Gericht traf seine Entscheidung vor dem Hintergrund des Aufrufs des US-Kongresses, in den kommenden fünf Jahren eigene Flüssigkeitstriebwerke zu bauen, um sich von den Russen unabhängig zu machen. Die ULA als Gemeinschaftsunternehmen von Boeing und Lockheed Martin setzt die russischen Triebwerke bereits seit zwei Jahrzehnten in der Erststufe der Atlas V ein, mit der hauptsächlich militärische Nutzlasten gestartet werden. Die Motoren werden in den USA von RD AMROSS, einem Partnerunternehmen von „Energomasch“ und dem Triebwerksbauer Pratt & Whitney Rocketdyne, vermarktet.

Zugleich hatte SpaceX gefordert, einen zwischen der U.S. Air Force und der ULA im Dezember ohne Ausschreibung geschlossenen Vertrag über 27 Atlas V- und Delta 4-Raketen im Wert von elf Milliarden Dollar rückgängig zu machen und das Geschäft auch für Wettbewerber zu öffnen. Die ULA als Hauptkunde der Luftwaffe hatte argumentiert, dass die Falcon 9-Träger von SpaceX nicht voll für nationale Sicherheitsmissionen zertifiziert seien.

Der mögliche Verzicht der USA auf die russischen Triebwerke könnte weitreichende Folgen haben. In der vergangenen Woche hatte der für das Militär und die Raumfahrt zuständige russische Vizepremier Dmitri Rogosin die Amerikaner beschuldigt, sein Land vom internationalen Raumfahrtmarkt „fegen“ zu wollen. Als Antwort darauf drohte er indirekt mit der Weigerung, US-Astronauten weiter mit den „Sojus“-Raumschiffen zur Internationalen Raumstation ISS zu befördern. Sollten die Amerikaner jetzt „einen Schlag gegen das ökonomische Potenzial des russischen Raketenbaus führen wollen, müssen sie ihre Astronauten mit einem Trampolin zur ISS bringen“, sagte Rogosin.

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