Cape Canaveral, 20. April 2014 — Nach zweitägiger Verfolgungsjagd hat das private US-Frachtraumschiff “Dragon” am Ostersonntag mit 2,4 Tonnen Nachschub die Internationale Raumstation ISS erreicht. Die Kapsel, die über kein automatisches Kopplungsaggregat verfügt, wurde um 13.14 Uhr deutscher Zeit von dem japanischen Astronauten Koichi Wakata mit einem Roboterarm „eingefangen“ und um 16.07 Uhr von seinem amerikanischen Kollegen Rick Mastracchio mit 16 Bolzen am US-Modul „Harmony“ befestigt.
Das Raumschiff war am Freitag an der Spitze einer “Falcon 9″-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida zu seiner dritten Versorgungsmission gestartet. Das Kopplungsmanöver gelang trotz eines Computerschadens an der ISS. Am vergangenen Freitag (11. 4.) war bei einem Routinecheck entdeckt worden, dass die Verbindungsbox eines Reservecomputers an der Außenhaut der Station ausgefallen war. Die Box ist für die Steuerung des externen Kühlsystems der ISS, der Sonnenpaddel und des externen mobilen Transportsystems zuständig. Eine Reparatur, für die ein außerplanmäßiger Ausstieg aus der Station erforderlich ist, wird für Mitte der Woche ins Auge gefasst.
Der Frachter bringt vor allem technische Ausrüstungen und wissenschaftliche Forschungsapparaturen zur Unterstützung von rund 150 Experimenten auf die Umlaufbahn. Dazu gehört ein entfaltbares Treibhaus für die Gemüseproduktion (VEGGIE). In ihm sollen salatähnliche Pflanzen zur Bereicherung des Speiseplans der sechsköpfigen ISS-Besatzung mit Vitaminen gezogen werden.
Außerdem hat “Dragon” den Unterkörper des “Robonauten 2″ (“Dextrous”) an Bord. Der Oberkörper des humanoiden Roboters mit Kopf, Torso, Armen und zwei Händen mit je fünf Fingern befindet sich schon seit 2011 in der ISS. Nunmehr kann er komplettiert und in der Station selbst und dann auch im Außeneinsatz getestet werden. Der Roboter soll Reparatur- und Wartungsarbeiten ausführen sowie Aufgaben übernehmen, die für die Astronauten zu gefährlich sind.
Kurz nach dem „Falcon 9“-Start waren bereits fünf CubeSats ausgesetzt worden. Einer davon – KickSat – enthält 104 sogenannte Sprites. Dabei handelt es sich um die bisher kleinsten “Satelliten”, die je ins All geschossen wurden. Sie sind nur 3,5 mal 3,5 Zentimeter groß, 3 Millimeter dick und wiegen 5 Gramm, beherbergen aber trotzdem zum Teil Mikroprozessoren, Gyroskope und Sensoren, mit denen verschiedene Parameter gemessen und zur Erde gesendet werden können. Einige enthalten nur ein Zeichen ihrer Sponsoren, die schon mir 300 Dollar dabei waren. Damit der Schwarm die ISS nicht beeinträchtigt, werden die Sprites, die durch Crowd-funding finanziert und an der Cornell University in Ithaca (US-Staat New York) entwickelt wurden, erst am 30. April ins All entlassen.
Ursprünglich sollte der Frachter bereits im November starten, doch das wurde durch den Brand in der Radaranlage einer Bahnverfolgungsstation verhindert. Dann musste die Rückkehrkapsel, die im Mai 1,8 Tonnen Fracht zur Erde bringen soll, mit mehr Kühlkapazität für empfindliche Proben von medizinischen, biologischen und technologischen Experimenten ausgestattet werden. Und schließlich gab es technische Probleme mit der Rakete selbst.