Cape Canaveral, 18. April 2014 — Mit mehrmonatiger Verspätung und trotz eines Computerausfalls an der Internationalen Raumstation ist am Freitag das private US-Raumschiff „Dragon“ zur ISS gestartet. Die Kapsel hob um 21.25 Uhr deutscher Zeit an der Spitze einer „Falcon 9“-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida zu ihrer nunmehr dritten Versorgungsmission ab, teilten die US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA und die Betreiberfirma SpaceX mit. Die Ankopplung ist für Sonntag um 13.14 Uhr geplant.
Die Experten sind sich sicher, dass das Manöver problemlos möglich ist, da es genügend redundante Systeme gebe, mit denen die Fehlerquelle umgangen werden könne. Eigentlich war der Start schon für Montag geplant. Er musste jedoch wegen eines Helium-Lecks an der ersten Raketenstufe abgesagt werden.
Am vergangenen Freitag (11. 4.) war bei einem Routinecheck entdeckt worden, dass die Verbindungsbox eines Reservecomputers an der Außenhaut der Station ausgefallen war. Die Box ist für die Steuerung des externen Kühlsystems der ISS, der Sonnenpaddel und des externen mobilen Transportsystems zuständig. Eine Reparatur, für die ein außerplanmäßiger Ausstieg aus der Station erforderlich ist, wird für Mitte nächster Woche ins Auge gefasst.
Der Frachter hat rund 2,4 Tonnen Nachschub für die Station an Bord, vor allem technische Ausrüstungen und wissenschaftliche Forschungsapparaturen zur Unterstützung von rund 150 Experimenten. Dazu gehört ein entfaltbares Treibhaus für die Gemüseproduktion (VEGGIE). In ihm sollen salatähnliche Pflanzen zur Bereicherung des Speiseplans der ISS-Besatzung mit Vitaminen gezogen werden.Außerdem bringt „Dragon“ den Unterkörper des „Robonauten 2“ („Dextrous“) auf die Umlaufbahn. Der Oberkörper des humanoiden Roboters mit Kopf, Torso, Armen und zwei Händen mit je fünf Fingern befindet sich schon seit 2011 in der ISS. Nunmehr kann er komplettiert und in der Station selbst und dann auch im Außeneinsatz getestet werden. Der Roboter soll Reparatur- und Wartungsarbeiten erfüllen sowie gefährliche Aufgaben übernehmen.
Etwa 16 Minuten nach dem Start wurden fünf CubeSats ausgesetzt, die an der zweiten Raketenstufe befestigt waren. Einer davon – KickSat – enthält 104 sogenannte Sprites. Dabei handelt es sich um die bisher kleinsten „Satelliten“, die je ins All geschossen wurden. Sie sind nur 3,5 mal 3,5 Zentimeter groß, 3 Millimeter dick und wiegen 5 Gramm, beherbergen aber trotzdem zum Teil Mikroprozessoren, Gyroskope und Sensoren, mit denen verschiedene Parameter gemessen und zur Erde gesendet werden können. Einige enthalten nur ein Zeichen ihrer Sponsoren, die schon mir 300 Dollar dabei waren. Um die ISS nicht zu beeinträchtigen, werden die Sprites, die durch Crowd-funding finanziert und an der Cornell University in Ithaca (US-Staat New York) entwickelt wurden, erst am 30. April ins All geschnipst.
Ursprünglich sollte der Frachter bereits im November starten, doch das wurde durch den Brand in der Radaranlage einer Bahnverfolgungsstation verhindert. Dann musste die Rückkehrkapsel, die zu einem noch nicht festgelegten Zeitpunkt 1,8 Tonnen Fracht zur Erde bringen soll, mit mehr Kühlkapazität für empfindliche Proben von medizinischen, biologischen und technologischen Experimenten ausgestattet werden. Und schließlich gab es technische Probleme mit der Rakete selbst.
© Gerhard Kowalski