Do. Okt 31st, 2024

Von Gerhard Kowalski

Berlin, 3. April 2014 — Was viele schon lange befürchtet hatten, ist jetzt eingetroffen: Die Krim-Krise hat die internationale Raumfahrt erreicht. Die US-Regierung hat beschlossen, alle Kontakte seiner Luft- und Raumfahrtbehörde NASA zu Vertretern der Regierung Russlands bis auf weiteres einzustellen. Als Grund wird die anhaltende Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine genannt.

Das Verbot gilt für Reisen von NASA-Vertretern nach Russland und für Besuche von russischen Regierungsvertretern bei der NASA sowie für  bilaterale Treffen, den  Email-Verkehr und Tele- oder Videokonferenzen. Die einzige Ausnahme ist derzeit die operative Zusammenarbeit in der Internationalen Raumstation ISS.

NASA-Chef Charles Bolden betonte dazu in einer Erklärung, dass diese Zusammenarbeit mit der russischen Weltraumagentur Roskosmos fortgesetzt werde, um den sicheren und kontinuierlichen Betrieb der ISS zu gewährleisten. Angesichts der neuen Situation konzentriere sich die NASA aber nunmehr auf den Plan, die bemannte Raumfahrt wieder auf amerikanischen Boden zurückzuholen und die Abhängigkeit von Russland zu beenden. Seit Einstellung der Shuttle-Flüge können US-Astronauten nur noch mit russischen Raumschiffen zur ISS starten. Jeder Platz kostet sie dabei 70 Millionen Dollar.

Bolden betonte, bei ausreichender Finanzierung könnten die USA schon 2015 wieder mit eigenen Raumschiffen bemannt  ins All fliegen. Angesichts der jetzt vom Kongress bewilligten reduzierten Mittel sei diese Aufgabe aber erst 2017 zu lösen. Die Frage sei jetzt, ob man die bemannte Rückkehr der USA in den Weltraum voll finanzieren oder den Russen Millionen Dollar überweisen will.

In einer ersten offiziellen  russischen Stellungnahme meldete sich der für die Raumfahrt zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin am Donnerstagmittg zu Wort. Er teilte über Twitter lakonisch mit, die Zusammenarbeit zwischen Russland und der NASA habe sich auch bisher „ausschließlich“ auf Arbeiten in der ISS beschränkt.

Die russischen Kosmonauten und ihre westlichen Kollegen zeigten sich in jüngster Zeit sehr zuversichtlich, dass die politischen Tagesereignisse auf der Erde keine Auswirkungen auf die ISS haben, da man ja selbst in der Zeit des Kalten Krieges etwa beim Sojus-Apollo-Test-Projekt (SATP) zusammengearbeitet habe. Diese Meinung vertrat auch der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst, der Ende Mai mit einem Russen und einem US-Astronauten für ein halbes Jahr zur Station fliegen soll.

© Gerhard Kowalski