Moskau, 9. März — Trotz der sich verschärfenden Ukraine-Krise geht der Betrieb in der Internationalen Raumstation ISS planmäßig weiter. Damit erfüllt sich bisher auch die Erwartung der US- und Raumfahrtbehörde NASA, dass sich die Krise nicht auf die Arbeit rund 400 Kilometer über der Erde auswirkt. “Derzeit ist in unseren Beziehungen mit den Russen alles normal”, hatte NASA-Chef Charles Bolden am vergangenen Dienstag gesagt.
Von offizieller russischer Seite gibt es noch keine Stellungnahme. Auch die Europäische Weltraumorganisation ESA, Japan und die Kanada als weitere ISS-Partner schweigen sich aus, während auf der Erde die Welle der Sanktionsdrohungen gegen Russland immer weiter anschwillt und inzwischen schon bis zum Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 reicht.
Indes findet in der ISS, die ungeachtet aller irdischen Turbulenzen weiter als einzigartiges Musterbeispiel friedlicher und fruchtbarer Zusammenarbeit gilt, ein Wachwechsel statt. Am Sonntag übernimmt mit Koichi Wakata (Foto) erstmals ein Japaner das Kommando von seinem russischen Kollegen Oleg Kotow. Wakata setzt mit dem Russen Michail Tjurin und dem Amerikaner Rick Mastracchio als nunmehr 39. Stammbesatzung die Arbeit allein fort, weil Kotow, sein Landsmann Sergej Rjasanski und US-Astronaut Mike Hopkins am Dienstagmorgen zur Erde zurückkehren.
Ihr Raumschiff „Sojus TMA-10M“ soll um 01.00 Uhr deutscher Zeit von der Station abkoppeln und um 04.24 Uhr 147 Kilometer südöstlich der kasachischen Kupferstadt Dsheskasgan landen. Zur schnellen Bergung des Trios stehen über 200 Spezialisten mit 14 Hubschraubern, 4 Flugzeugen An-26 und 6 geländegängigen Fahrzeugen bereit.
Für den 26. März ist dann der Start der nächsten „Sojus“-Kapsel mit den Russen Alexander Skworzow und Oleg Artemjew sowie dem Amerikaner Steve Swanson geplant. Mit ihnen erreicht die ISS-Besatzung wieder ihre Soll-Stärke von sechs Mitgliedern.
© Gerhard Kowalski