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Credit: Airbus Defence and Space

München, 27. Februar 2014 — Airbus Defence and Space (vormals Astrium) hat mit dem Electromagnetic Levitator (EML) einen tiegelfreien Schmelzofen für die Materialforschung im europäischen Weltraumlabor „Columbus“ gebaut. Die Experimentieranlage, die auf dem Prinzip der elektromagnetischen Schwebetechnik (Levitation) beruht, sei im Rahmen von Aufträgen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt worden, teilte das weltweit zweitgrößte Raumfahrtunternehmen am Donnerstag mit.

Die Anlage soll Erkenntnisse über Hightech-Legierungen und -Halbleitermaterialien und deren Eigenschaften im geschmolzenen Zustand liefern, heißt es einer Pressemitteilung. Diese würden für die Optimierung von industriellen Gießvorgängen und in der Grundlagenforschung genutzt. Der EML und die erste Probencharge seien Teil der Fracht, die voraussichtlich im Juni vom europäischen automatischen Versorgungsfahrzeug ATV-5 (Automated Transfer Vehicle) zur Internationalen Raumstation ISS gebracht wird.

Mindestens bis zum Jahr 2020 solle in der einzigartigen Experimentieranlage eine Vielzahl von Tests an Metall- und Halbleiterproben stattfinden, die induktiv auf bis zu 2.000 Grad Celsius aufgeheizt und mittels elektromagnetischer Levitation berührungsfrei prozessiert werden können.

Verschiedene Teams aus der Material- und Produktionsforschung erhoffen sich den Angaben zufolge hochpräzise Daten zu den temperaturabhängigen thermophysischen Schmelzeigenschaften moderner Materialien, die für komplexe Gieß- und Erstarrungsprozesse in der großtechnischen Teileherstellung eine entscheidende Rolle spielen. Für das freie Schweben unter Schwerelosigkeitsbedingungen seien nur geringe Levitationskräfte erforderlich, zudem würden die Proben nicht durch elektromagnetischen Druck deformiert, der eine Vermessung der Eigenschaften des Materials verfälschen würde.

Modernes Leben ist ohne Produkte aus Hightech-Materialien heute kaum mehr vorstellbar, betont der Konzern. Sie würden in industriellen Gütern wie Turbinenschaufeln für Düsenflugzeuge und sauberen Motoren für Autos eingesetzt. Weitere Anwendungen seien Supermetalle für elektronische Bauteile und leistungsstarke Magnete sowie medizinische Produkte, wie künstliche Gelenke und Prothesen.

© Gerhard Kowalski