Berlin/Moskau, 1. Februar 2010 — Russland hat die Entscheidung der Amerikaner begrüßt, die Finanzierung der Internationalen Raumstation ISS um fünf Jahre zu verlängern. „Die amerikanischen Partner haben uns darüber informiert, dass die USA-Regierung im Rahmen der Umorientierung beim nationalen Raumfahrtprogramm beschlossen hat, das Mondprogramm einzustellen und die Laufzeit der ISS bis 2020 auszudehnen“, sagte der Verantwortliche der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos für bemannte Programme, Alexej Krasnow, am Montagabend in Moskau. Er bezog sich dabei auf ein Telefongespräch zwischen dem Chef der US-Luft-und Raumfahrthörde NASA, Charles Bolden, und Roskosmos-Generaldirektor Anatoli Perminow. Zuvor hatten sich bereits alle anderen Partner für die Fortführung des ISS-Programms ausgesprochen. Die juristische Festschreibung der Verlängerung wird für März erwartet, wenn sich die ISS-Partner in Japan treffen.
Die US-Administration habe das Mondprogramm als zu teuer eingeschätzt und die dafür erforderlichen Mittel nicht in dem am selben Tag veröffentlichten NASA-Haushalt bewilligt. Das bedeute die Einstellung des noch unter Präsident George W. Bush beschlossenen „Constellation“-Programms, das den Bau neuer „Ares“-Trägerraketen und des neuen „Orion“-Raumschiffes für Flüge zur Internationalen Raumstation ISS, zum Mond, zum Mars und darüber hinaus vorsah, betonte Krasnow. Die Amerikaner hätten „offenbar begriffen“, dass das Mondprogramm zu aufwendig sei. Die Verwirklichung eines so ambitionierten Ziels, das für 2020 anvisiert worden war, sei unter den gegenwärtigen Bedingungen „ohne ein internationales Konsortium nicht möglich“. In der neuen Etappe setze die NASA auf neue Technologien und die Erforschung der Planeten durch Roboter. Dafür sei die Erhöhung ihres derzeitigen Budgets von 18,5 Milliarden auf 20 bis 22 Milliarden Dollar vorgesehen. Nach Einstellung der Shuttle-Flüge in diesem Jahr sollen private Raumschiffe Menschen auf die Umlaufbahn bringen.
Krasnow betonte, die Nutzung der ISS könne aber auch bis 2028 verlängert werden, wenn dies die technischen Möglichkeiten der Stationselemente erlaubten. Derzeit verhandele der US-Konzern Boeing bereits mit der russischen Raumfahrtschmiede „Chrunitschew“ über die Möglichkeit, die Lebensdauer des Frachtblocks „Sarja“, mit dem der Bau der ISS vor zwölf Jahren begonnen habe, zu verlängern. Es sei „durchaus möglich“, dass das Modul „30 Jahre funktionieren kann“.
(Material für ddp)