Moskau, 4. Januar 2014 — Das niederländische Projekt „Mars One“, ab 2025 Freiwillige mit einem One-Way-Ticket zum Roten Planeten zu schicken, stößt bei russischen Raumfahrtexperten auf erhebliche Skepsis. Die privaten Initiatoren hätten nicht bedacht, dass viele Probleme eines solchen Fluges noch nicht geklärt sind, sagte Alexander Suworow vom Moskauer Institut für Medizinisch-Biologische Probleme (IMBP) dem Rundfunksender „Echo Moskwy“.
Der Wissenschaftler ist einer der Organisatoren des Experiments “Mars 500“, bei dem 2010/11 in einer speziellen Versuchsanlage seines Instituts ein virtueller Marsflug von 520 Tagen durchgeführt wurde. Daran hatten sechs Testpersonen aus Russland, Italien, Frankreich und China teilgenommen.
Die Wissenschaft kenne beispielsweise bisher die möglichen Folgen der Einwirkung einer ganzen Reihe von Faktoren auf den Menschen nicht, betonte Suworow. Dazu zählten veränderte Parameter des Magnetfeldes. Zudem halte er den anvisierten Zeitplan für nicht realistisch. Das habe er „Mars One“-Chef Bas Lansdorp bei einem Treffen auch gesagt. Ferner müssten sich die Astronauten vier bis fünf Meter tief in den Marsboden eingraben, um sich vor der komischen Strahlung zu schützen. Die dafür erforderliche Technik könne jedoch noch nicht dorthin transportiert werden.
Dennoch ist Suworow der Ansicht, dass „Mars One“ eine große Rolle bei der Popularisierung der Raumfahrt spielt. Das Projekt löse eine breite gesellschaftliche Diskussion aus, sagte er.
Die Organisatoren von „Mars One“ haben in einer ersten Etappe aus 200.000 Bewerbern aus 140 Ländern 1.058 Kandidaten ausgewählt. Darunter sind auch 52 Russen.
2015 sollen die 24 Teilnehmer herausgefiltert werden, die dann in sechs Gruppen zu je vier Personen zum Mars fliegen und dort eine Kolonie aufbauen sollen. Als Voraussetzung gelten ein Mindestalter von 18 Jahren, gute Gesundheit, soziale Kompetenz und gute Englisch-Kenntnisse.
Die Idee von Marsflügen ohne Rückkehr ist nicht neu und wird auch in der Wissenschaft diskutiert, allerdings sehr kontrovers. Schon vor Jahren haben sich auf einen Zeitungsaufruf Zehntausende Freiwillige gemeldet.
Selbst die erste Kosmonautin der Welt, die Russin Walentina Tereschkowa, hat mehrfach ihre Bereitschaft zu so einer Reise bekundet. Der Chef des Kosmonauten-Ausbildungszentrums „Juri Gagarin“ im „Sternenstädtchen“ vor den Toren Moskaus, Sechsfach-Kosmonaut Sergej Krikaljow, hält indes solche Leute schlichtweg für „verrückt“.
© Gerhard Kowalski