Di. Nov 26th, 2024
Credit: NASA

Berlin, 31. Dezember 2013 –  Eigentlich könnte die Besatzung der Internationalen Raumstation in  der Silvesternacht 16 Mal das neue Jahr begrüßen. Denn mit ihrer Reisegeschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern überquert die ISS alle knapp 90  Minuten die Datumsgrenze. Offiziell gefeiert wird aber nur zweimal: einmal nach Moskauer und dann noch einmal nach Greenwich-Zeit (Greenwich Mean Time – GMT). Das  heißt, für die sechs Astronauten aus Russland, den USA und Japan beginnt das Jahr 2014 um 21.00 Uhr deutscher Zeit.

Mit Sekt oder Champagner können die Männer aber nicht anstoßen. Denn der würde in der  Schwerelosigkeit aus der Flasche schießen und sich klebrig in der ganzen Station verteilen. Zudem  ist Alkohol an Bord verboten, wenngleich die Russen immer heimlich einen kleinen Vorrat davon dabei haben sollen. Also muss irgendein Saft oder Wasser als Ersatz dienen. Das  Silvester-Menü aus der Konserve wird diesmal um Sushi bereichert,das der Japaner für seine Kollegen frisch zubereitet.
Den ersten Jahreswechsel auf der Umlaufbahn haben übrigens 1974 die US-Astronauten Gerald Carr, Edward  Gibson und William Pogue in der Raumstation “Skylab”gefeiert. Wie, das ist nicht so recht überliefert. Die Russen haben 1977 mit Georgi Gretschko und Juri Romanenko in der Orbitalstation “Salut 6″  nachgezogen.

Mit den Langzeitflügen ist es zur Norm geworden, dass Raumfahrer den Jahreswechsel an  ihrem Arbeitsplatz verbringen. Den Rekord halten dabei die Russen Sergej Awdejew und Sergej Krikaljow  mit je drei Mal. Krikaljow, der sechsmal im All war und heute Chef des Kosmonautenausbildungszentrums “Juri  Gagarin” im “Sternenstädtchen” bei Moskau ist, erinnert sich: “Der kleine Weihnachtsbaum war aus Plastik, und  wir haben kleine Geschenke angehängt. Aber anstelle zu hängen, richteten sie sich wie Stachel nach  verschiedenen Seiten aus.”

In den Anfangsjahren der Raumfahrt waren Silvesterfeiern im All reine Männerdomäne. Erst 1994  war mit der Russin Jelena Kondakowa eine Lady dabei. Sie war mit ihren Landsleuten Alexander Wiktorenko und Waleri Poljakow in der MIR-Station unterwegs, die sie festtlich geschmückt hat. Die Männer revanchierten sich dafür mit der angeblich ersten “Weltraumtorte”.  Zwölf  Jahre später konnte US-Astronautin Sunita Williams als zweite Frau gemeinsam mit ihrem Landsmann  Michael Lopez-Alegria und dem Russen Michail Tjurin Silvester in der ISS feiern.

Echte Weihnachtsbäume hat es in der Station nie gegeben. Die Gefahr ist zu groß, dass sich ihre Nadeln selbstständig machen und von der Klimaanlage angesaugt werden. Deshalb greift man auf Kunststofftannen zurück. 2008 waren drei an Bord:eine im russischen “Swesda”- und eine im  am amerikanischen “Destiny”-Modul  sowie eine an der Außenhaut der Station.

(C) Gerhard Kowalski