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Von Gerhard Kowalski

Berlin/Moskau, 17. Dezember 2013 – Die von Präsident Wladimir Putin vor kurzem aufgelöste Moskauer Nachrichtenagentur RIA Nowosti  hat in ihrer Jahresbilanz 2013 der Raumfahrt Russlands ein durchwachsenes Zeugnis ausgestellt. „Für die russische Raumfahrt war dieses Jahr von weiteren Misserfolgen gekennzeichnet, die mit den Havarien der Raketen ´Zenit´ und ´Proton´ zusammenhingen“, stellt die Agentur in ihrem letzten Jahresbericht fest. „Die Folge waren insbesondere der Rücktritt des Roskosmos-Chefs Wladimir Popowkin und die Berufung des ehemaligen stellvertretenden Verteidigungsministers für Wissenschaft der Russischen Föderation, Oleg Ostapenko, in diese Funktion.“

Am 2. Juli war eine „Proton-M“-Rakete mit drei Satelliten des Weltraumnavigationssystems GLONASS unmittelbar nach dem Start vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan abgestürzt. Zuvor war bereits am 1. Februar eine „Zenit-3SL“-Rakete mit dem Satelliten Intelsat-27 in den Stillen Ozean gefallen.

Beide Havarien, die einmal mehr auf gravierende technologische und Qualitätsmängel zurückzuführen sind, haben die seit Jahren schwelende Krise der Raumfahrtbranche weiter verschärft und die dringende Notwendigkeit ihrer schnellen Überwindung vor Augen geführt.

Vor diesem Hintergrund habe 2013 auch die Reform der Weltraumagentur Roskosmos real Gestalt angenommen, betont die Agentur. So habe Putin den Ukas über die Gründung einer Vereinigten Raketen- und Weltraumkorporation (ORKK) unterzeichnet. Zugleich sei im ablaufenden Jahr zum ersten Mal ein bemanntes „Sojus“-Raumschiff nach dem neuen Sechs-Stunden-Schema zur Internationalen Raumstation ISS geflogen. Bis dato brauchte man dafür zwei Tage. Im November sei zudem erstmals in der Geschichte der Raumfahrt eine Olympiafackel ins All gebracht worden. Putin warb mit dem spektakulären Ereignis für die bevorstehenden Winterspiele 2014 im Sotschi.

Ausführlich und nicht ganz ohne Neid berichtet die Agentur in ihrem Jahresbericht auch über die weltweiten Raumfahrtaktivitäten. Sie hebt dabei insbesondere den Erststart des neuen amerikanischen Frachtraumschiffes „Cygnus“ zur ISS, die spektakuläre weiche Landung der chinesischen “Chang´e-3“-Sonde auf dem Mond, den Start der indischen Mars-Mission und das private Mars-Projekt des US-Weltraumtouristen Dennis Tito hervor.

RIA Nowosti war im Zuge der Umstrukturierung der staatlichen Medien am 9. Dezember von Putin per Dekret  aufgelöst worden. Zusammen mit dem Rundfunksender „Golos Rossii“ („Stimme Russlands“) soll sie zu der internationalen Nachrichtenagentur „Rossija sevodnja“ („Russland heute“) verschmelzen. Chef wird einer der führenden politischen Kommentatoren des Fernsehsenders „Rossija“ („Russland“), der sich durch besondere Kremltreue auszeichnet.

Die Auflösung von RIA Nowosti ist auch ein herber Schlag für all jene Journalisten im Ausland, die sich mit der russischen Raumfahrt befassen. Denn die Agentur, die als liberal galt, hat schnell, sehr ausführlich und kritisch über alle russischen und internationalen Aktivitäten in diesem Bereich berichtet. Sie schloss damit auf nationaler Ebene weitgehend die Lücke, die die Raumfahrtagentur Roskosmos mit ihrer unverständlicherweise höchst restriktiven Informationspolitik gelassen hat. Selbst jene deutschen Raumfahrtenthusiasten, die des Russischen nicht mächtig sind, wurden von RIA Nowosti in bestem Deutsch bedient.

Bleibt abzuwarten, wie sich die neue Nachrichtenagentur „Russland heute“ präsentiert, die Mitte Januar  die Arbeit aufnehmen soll. Kritische russische Medien befürchten, dass die Agentur voll auf den konservativen Kurs von Putin getrimmt wird.

© Gerhard Kowalski