Peking, 14. Dezember 2013 – Die Volksrepublik China kann einen grandiosen Weltraumerfolg verbuchen. Ihre unbemannte Mondsonde „Chang´e 3“ hat das Mondauto „Yutu“ („Jade-Kaninchen“) am Samstagnachmittag um 14.11 Uhr deutscher Zeit weich in der Regenbogenbucht (Sinus Iridum) des Erdtrabanten abgesetzt, teilte die Pekinger Nachrichtenagentur Xinhua mit. Damit ist das Reich der Mitte nach der Sowjetunion und den USA das dritte Land der Erde, dem ein so kompliziertes Manöver gelang.
Um 21.35 Uhr rollte „Yutu“ auf den Mond. Dieser historische Moment wurde von einer Kamera festgehalten, die auf dem Lander installiert ist. Auf den Bildern sind deutlich die tiefen Radspuren des Rovers im Mondstaub zu sehen.
Die Sonde war am 1. Dezember an der Spitze einer Trägerrakete des Typs Langer Marsch 3B vom Weltraumbahnhof Xichang in der südwestlichen Provinz Sichuan gestartet.
Der 140 Kilogramm schwere sechsrädrige goldfarbene Rover, der nach einem Kaninchen aus der chinesischen Mythologie benannt ist, das die Göttin Chang´e zum Mond begleitet hat, soll drei Monate lang die geologische Oberflächenstruktur des Erdtrabanten erforschen. Er kann 200 Meter pro Stunde zurücklegen und Steigungen bis zu 30 Prozent überwinden. Dabei kommen Kameras, Analyse-Instrumente und ein Radar zum Einsatz, das bis zu 30 Meter tief ins Mondinnere „blicken“ kann. Die Europäische Weltraumorganisation ESA leistete bei der Mission Hilfe bei der Bahnverfolgung und Kommunikation.
Mit „Chang´e 3“ leitet China die zweite Phase seines ambitionierten Mondprogramms ein, das 2007 und 2010 mit den ersten Umrundungen des Erdtrabanten in 200 beziehungsweise 100 Kilometern Höhe begann. Nach einer weiteren Landemission soll bis 2020 dann bei zwei Flügen Mondgestein zur Erde gebracht werden.
China war sich des großen Risikos der Mission bewusst, da 80 Prozent der dabei eingesetzten Technologien neu sind. Mit dem gelungenen Manöver ist nach der sowjetischen Mondsonde Luna 24 im Jahre 1976 erstmals wieder ein Raumflugkörper weich auf unserem nächsten Nachbarn gelandet.
Unmittelbar nach dem Start der Sonde hatte die 15-Meter-Antenne der ESA-Bodenstation in Kourou (Französisch-Guyana) mit der Unterstützung der Telekommunikation begonnen. Sie hat Signale der Mission empfangen und als Schnittstelle zur chinesischen Kontrollstation fungiert.
Dieser Funkkontakt fand täglich über den kompletten Flug hinweg statt. Beim Anflug auf den Erdtrabanten und bei der Landung wurden die ESA-Weltraumstationen eingesetzt, um akkurate Positionsbestimmungen zu liefern. Nachdem der Lander und der Rover auf der Mondoberfläche angekommen waren, übernahmen die Stationen in Cebreros (Spanien) und New Norcia (Australien) mit ihren 35-Meter-Antennen die Standortbestimmung. Alle Aktivitäten werden von der Steuerungszentrale des ESA-Bodenstationsnetzes ESTRACK im Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt aus kontrolliert.
Solche internationalen Kooperationen „sind für die zukünftige Erforschung von Planeten, Monden und Asteroiden notwendig und nutzen der Allgemeinheit“, kommentierte der Leiter des ESA-Direktorats für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb, Thomas Reiter, die Hilfe.
© Gerhard Kowalski