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Berlin/Moskau/Houston —  Schöne Bescherung: Beim vorweihnachtlichen „Weltraumspaziergang“ der ISS-Astronauten Juri Lontschakow (Russland) und Michael Fincke (USA) ging in der Nacht zum Dienstag so einiges schief. Zuerst begann der Ausstieg, der für 1.15 Uhr MEZ angekündigt war, eine gute halbe Stunde später. Der Grund waren Probleme mit dem Druckausgleich in der russischen Luftschleuse „Pirs“. Und dann gelang es den Männern nicht, die Apparatur für das europäische astrobiologische Experiment „Expose-R“ in Betrieb zu setzen.
Sie konnten zwar das Gerät am russischen „Sarja“-Modul installieren und nach einigen Kabelproblemen auch anschließen. Doch das Flugleitzentrum in Koroljow bei Moskau empfing keine Telemetriedaten. Daraufhin entschlossen sich die Experten, die Apparatur wieder abzubauen und in der Luftschleuse zu verstauen. Möglicherweis muss „Expose-R“ zur Erde zurückgebracht werden, wenn es nicht gelingt, den Fehler mit Bordmitteln zu beheben.

Die anderen Aufgaben meisterten Lontschakow und Fincke jedoch problemlos. Sie montierten zum Beispiel eine Longmuir Sonde, mit der die elektromagnetische Strahlung um die ISS gemessen wird. Damit will man erkunden, ob diese Strahlung möglicherweise Auswirkungen auf die sogenannten Pyrobolzen der russischen „Sojus“-Raumschiffe hat, die als

„Rettungsboote“ für die Langzeitbesatzungen jeweils ein gutes halbes Jahr an der Station vor Anker liegen.

Bei zwei vorangegangenen Missionen hatten solche Bolzen offenbar versagt. Dadurch wurde bei der Rückkehr der Astronauten zur Erde die Landekapsel nicht rechtzeitig von der Orbitalsektion abgesprengt. Das Raumschiff geriet auf eine ballistische, das heißt ungesteuerte, Abstiegsbahn. Die Folge waren eine außergewöhnlich hohe Belastung der Astronauten und ein sehr harte Landung. Außerdem wurde das anvisierte Landegebiet um Hunderte Kilometer verfehlt.

Lontschakow und Fincke installierten ferner ein weiteres Instrument, mit dem die Turbulenzen in der Ionosphäre um die Station herum gemessen werden sollen, und demontierten einen Container mit biologischen Mustern des russischen Langzeitexperiments „Biorisk“. Bevor sie wieder in die ISS zurückkehrten, machten sie noch Fotos von der Außenhaut der Station. Mit dem Experiment „Panorama-2008“ soll der äußere Zustand des russischen Segments dokumentiert werden.

Nach dem anstrengenden Ausflug in den freien Raum mit seinen unerwarteten Hindernissen können sich Lontschakow, Fincke und dessen Landsfrau Sandra Magnus nun auf ein paar geruhsamere Tage freuen. Denn dem internationalen Trio stehen gleich drei Feste bevor: die amerikanische Weihnacht, Silvester und die russische Weihnacht Anfang Januar.

Die Geschenke von den Lieben auf der Erde sind schon vor längerer Zeit mi t dem Space Shuttle und dem russischen „Progress“-Frachter auf die Umlaufbahn gekommen. In der ISS verbreiten die Lichter eines kleinen Plastik-Weihnachtsbaums bereits Festtagsstimmung, und Magnus und Fincke haben es sich nicht nehmen lassen, mit einer Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf ihren amerikanischen Landsleuten per Videobotschaft aus dem All „Merry Christmas“ zu wünschen.

(Veröffentlicht am 23. Dezember 2009)