Astana, 3. Dezember 2014 — Kasachstan hat hehre Ziele. Ende 2014 wolle sein Land eigenständig „Zenit“-Trägerraketen vom Kosmodrom Baikonur starten, sagte der Vizechef der kasachischen Raumfahrtagentur Kaskosmos, Meirbek Moldabekow, am Dienstag in Astana. Bis zum Jahr 2025 könnten zudem die umweltschädlichen „Proton“-Raketen voll durch die „Zenit“ ersetzt werden.
„Wir planen, Ende 2014 ´Zenit´-Startkomplexe aus dem Pachtvertrag (mit Russland – G.K.) herauszulösen und zu beginnen, diesen Komplex selbst zu nutzen“, fügte Moldabekow hinzu. Wenn Kasachstan dann mit Hilfe seiner „russischen Kollegen“ den Komplex voll beherrscht, solle er um das Jahr 2018 modernisiert werden, so dass die „Zenit“-Raketen bis 2025 durch Erhöhung der Nutzlast die „Proton“ ablösen können. Damit schlage man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Kasachstan nimmt erstens unmittelbar an den technologischen Operationen zur Startvorbereitung von Raketen teil. Und zweitens könne man sich durch die „Zenit“-Modernisierung der „Proton“-Raketen entledigen, die ein großes ökologisches Problem seien.
Hintergrund: Russland hat nach dem Zerfall der Sowjetunion das Kosmodrom, das jetzt zu Kasachstan gehört, bis 2050 für 115 Millionen Dollar pro Jahr gepachtet. In letzter Zeit verstärkt Kasachstan den Druck auf die Russen, die „Proton“-Starts einzustellen, weil die Raketen mit hochtoxischem Treibstoff fliegen und somit nach Ansicht der Kasachen große ökologische Gefahren bergen.
Zuletzt hat die kasachische Seite Anfang Juli ein Startverbot für die „Proton“ verhängt, nachdem eine Rakete dieses Typs unmittelbar nach dem Start abgestürzt war. Die Dekontaminierung der Absturzstelle nahm mehrere Wochen in Anspruch. Astana bezifferte die Beseitigung der Umweltschäden auf 90 Millionen Dollar.
Ursprünglich hatte Russland geplant, in Baikonur im Rahmen des „Baiterek“-Projekts gemeinsam mit Kasachstan einen Startkomplex für die neue „Angara“-Rakete zu bauen. Der Erststart sollte 2008 stattfinden, hat aber bis heute nicht stattgefunden. In diesem Jahr entschied sich Moskau plötzlich, statt der „Angara“ von hier nun „Zenit“-Raketen zu starten. Das will Kasachstan nun zu seinen Gunsten nutzen und aus der Rolle des einfachen Verpächters herauszutreten. Zudem reagiert Astana damit auf die Bestrebungen Russlands, sich mit dem Bau des neuen Kosmodroms „Wostotschny“ im Amur-Gebiet von den Kasachen unabhängig zu machen.
© Gerhard Kowalski