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Koroljow, 7. November 2013 – Auf ihrem Weg nach Sotschi macht die Fackel der Oympischen Winterspiele 2014 einen Abstecher ins All. Das russische Raumschiff Sojus TMA-11M hat am Donnerstag eine weltraumtaugliche Version dieses Symbols zur Internationalen Raumstation ISS gebracht. Der russische Kommandant Michail Tjurin und seine Astronautenkollegen Rick Mastracchio (USA) und Koichi Wakata (Japan) werteten ihre kostbare Fracht als Zeichen des Friedens und der Einheit aller an der Station beteiligten Nationen.

Das Trio war um 5.14 Uhr deutscher Zeit vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan gestartet und hatte um 11.27 Uhr, vier Minuten früher als geplant, problemlos automatisch am „Rasswet“-Modul angedockt, das der Erde zugewandt ist. Das Flugleitzentrum (ZUP) in Koroljow bei Moskau sandte postwendend herzliche Glückwünsche zu Tjurins knappem Kommentar: „Wir sind angekommen!“

Die  Männer wurden von den Russen Oleg Kotow, Fjodor Jurtschichin und Sergej Rjasanski, den Amerikanern Karen Nyberg und Michael Hopkins sowie dem Italiener Luca Parmitano freudig erwartet, die derzeit die 37. Stammbesatzung bilden. Mit der Ankunft der Neulinge befinden sich nach 2009 – ohne US-Shuttle-Präsenz – zum ersten Mal wieder gleichzeitig drei Sojus-Besatzungen, also neun Raumfahrer, in der Station.

Credit: ESA

Besonders aufmerksame Beobachter des perfekten Starts in der kasachischen Steppe waren der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gest und seine Kollegen Maxim Surajew (Russland) und Reid Wiseman (USA), die diesmal als Doubles fungiert hatten. Die Männer  werden im Mai 2014 zur ISS fliegen. Gerst ist dann 11. Deutscher im All.

Die Fackel soll am Samstag von Kotow und Rjasanski bei einem Außenbordeinsatz in den freien Raum mitgenommen werden. Rjasanski fungiert dabei als Kameramann. Er versprach, „spektakuläre Aufnahmen“ von der Aktion zu liefern, die auf eine Initiative des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) Russlands zurückgeht. Es ist dies übrigens das erste Mal, dass eine Olympia-Fackel symbolisch gut 400 Kilometer über der Erde „leuchtet“. Um sie nicht durch ein Missgeschick zu verlieren, wird sie beim Ausstieg durch eine spezielle Leine gesichert.

Am Montag soll die Fackel von der Besatzung des Raumschiffes Sojus TMA-09M wieder zur Erde gebracht werden. Dann beenden Jurtschichin, Nyberg und Parmitano mit der Landung in Kasachstan ihre 166-Tage-Mission in der ISS.

Tjurin, Mastracchio und Wakata sollen rund 190 Tage auf der Umlaufbahn bleiben. Ihnen steht in dieser Zeit als 38. Stammbesatzung ein wissenschaftliches Forschungsprogramm mit über 30 Experimenten bevor. Zudem müssen sie unter anderem zwei automatische US-Frachtraumschiffe empfangen und einen japanischen Mini-Satelliten ins All entlassen. Die Männer haben sich trotz des angespannten Arbeitsprogramms vorgenommen, im Februar einzelne Wettkämpfe aus Sotschi per Aufzeichnung zu verfolgen. Eine Direktübertragung in die ISS ist leider nicht möglich. Im März wird dann Wakata die Ehre zuteil, als erster Japaner das Kommando in der ISS zu übernehmen.

Tjurin ist derzeit das dritte Mal im All unterwegs, Mastracchio und Wakata jeweils das vierte Mal.

Die Sojus TMA-11M-Mission ist zudem der 120. bemannte Flug eines Raumschiffes dieses Typs . Der erste Start endete 1967 in einer Katastrophe. Weil das Fallschirmsystem versagte, stürzte Wladimir Komarow bei der Landung ungebremst ab. Er war zugleich der erste Tote bei einem Raumflug überhaupt. 1971 kamen drei Kosmonauten ums Leben, als sich an Sojus 11 vorzeitig ein Druckventil in der Abstiegsphase öffnete. Seither gab es einige Havarien bei Starts, die aber alle glimpflich verliefen, weil das Rettungssystem SAS perfekt funktioniert hat.

© Gerhard Kowalski