Moskau, 25. Oktober 2013 — So langsam nimmt die Führungsmannschaft des neuen Chefs der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Oleg Ostapenko, Kontur an. Am Freitag wurde Dreifach-Kosmonaut Juri Lontschakow (Foto r.) auf „Befehl“ Ostapenkos zu dessen „Gehilfen“ ernannt, wie Roskosmos mitteilte. Er ist damit quasi seine rechte Hand und wird sich nach eigenen Angaben speziell um die bemannte Raumfahrt kümmern.
Am Vortag war bereits der Ex-Präsident des Automobilkonzern „AwtoWAS“, Igor Komarow (Foto l. ), zu einem der Stellvertreter Ostapenkos berufen worden. Der hatte Anfang Oktober Wladimir Popowkin abgelöst, dem ein Großteil der Schuld an der derzeitigen Krise der russischen Raumfahrt zugeschrieben wird.
Lontschakow war erst vor kurzem im Streit aus dem Kosmonautenkorps ausgeschieden, obwohl er bereits für einen vierten Flug nominiert war. Das hatte für großen Wirbel gesorgt. Im „Sternenstädtchen“ bei Moskau herrscht derzeit Aufruhr. Die Militärkosmonauten, die in der jüngsten Vergangenheit in den Zwangsruhestand geschickt wurden und nunmehr als Zivilkosmonauten ihre Arbeit fortsetzen, klagen ihre ehemaligen Funktionszuschläge vor Gericht ein (siehe meinen Artikel vom 9. Oktober). Man darf gespannt sein, wie die Rückkehr Lontschakows nunmehr als oberster Kosmonauten-Chef hier aufgenommen wird.
Bisher hieß es, Lontschakow habe einen hochdotierten Posten bei Gazprom übernommen. Doch dann kam der Ruf Ostapenkos, dem der Kosmonaut, wie er sagte, „mit Freude“ gefolgt sei, da er den Ex-Vize-Verteidigungsminister überaus schätze.
Komarow soll sich künftig mit der organisatorischen Zusammenlegung aller Betriebe und Institutionen der Raketen- und Raumfahrtindustrie in einer Korporation befassen, um die Krise zu überwinden. Dem durchaus erfolgreichen Automobilmanager wird allerdings von Kritikern vorgeworfen, sich in der neuen Branche nicht auszukennen.
In nächster Zeit ist mit weiteren Ernennungen zu rechnen.
© Gerhard Kowalski