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Credit: RKK Energija

Moskau, 24. Oktober 2013 – Die russische Raumfahrtagentur Roskosmos hat einen offenen Tender für ein neues bemanntes Raumschiff ausgeschrieben. Danach können bis zum 22. November Anträge eingereicht werden, teilte die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf die staatliche Aufkaufbehörde Gossakupki mit. Die Entscheidung über den Gewinner der Ausschreibung soll am 22. November fallen.

Für die Entwicklung des neuen Raumschiffes stehen den Angaben zufolge bis 2016 umgerechnet knapp 250 Millionen Euro zur Verfügung.

Bereits Ende August hatte der Generaldirektor und Chefkonstrukteur des Raumfahrkonzerns RKK  “Energija”, Witali Lopota, Einzelheiten des technischen Projekts seines Unternehmens für ein solches Raumschiff (Foto) vorgestellt, das als Favorit bei dieser Ausschreibung gelten könnte. Das Modell in Originalgröße war auf dem Luft- und Raumfahrtsalon MAKS-2013 in Shukowski bei Moskau zu bestaunen. Die Hauptaufgabe der Kapsel sind nach seinen Worten Flüge zum Mond. Zudem soll sie Raumstationen im erdnahen Orbit mit Menschen und Material versorgen sowie für autonome Flüge zu Forschungszwecken genutzt werden.

Der Bemannte Transportkomplex der neuen Generation (PTK NP),wie er offiziell heißt, habe bei Flügen in eine Mondumlaufbahn eine Startmasse bis zu 20 Tonnen und könne mit vier Besatzungsmitgliedern bis zu zehn Tagen autonom operieren, fügte Lopota hinzu. Im Verbund mit einer Raumstation im erdnahen Orbit sei das Raumschiff maximal 180 Tage einsetzbar.

Der Rückkehrapparat kann bei kurzen Flügen zum Mond bis zu zehnmal und bei Langzeitflügen zu erdnahen Raumstationen mindestens dreimal wiederverwendet werden. Die Mehrfachverwendung wird den Angaben zufolge durch eine vertikale “weiche” Landung mittels Landehilfen sowie durch den Austausch der Wärmeisolierung nach dem Flug gewährleistet.

Das neue Raumschiff, in dessen Projekt viele innovative Lösungen eingeflossen sind, soll vom noch im Bau befindlichen neuen Kosmodrom “Wostotschny” im Amur-Gebiet starten und auch auf russischem Territorium landen, hatte der “Energija”-Chef betont. Damit macht sich Russland bei den bemannten Flügen künftig von Kasachstan unabhängig. Denn die “Sojus”-Raumschiffe starten heute vom Kosmodrom Baikonur, das von Kasachstan bis 2050 für rund 115 Millionen Dollar pro Jahr gepachtet ist, und landen auch auf kasachischem Hoheitsgebiet.

Die Sicherheit der Besatzungen des neuen Raumschiffes soll während der gesamten Aufstiegsphase durch ein Rettungssystem mit einem zweistufigen Raketenblock gewährleistet werden. Vor kurzem wurden bereits erste Notfallevakuierungstests vorgenommen.

Der Jungfernflug des möglichen “Sojus”-Nachfolgers sei für 2018 geplant, hatte Lopota zuvor schon mitgeteilt. Zu den genauen Entwicklungskosten wollte er sich nicht äußern. Er sagte lediglich, das Raumschiff, das in mehreren Varianten gebaut werde, sei “um einige Größenordnungen billiger als bei unseren amerikanischen Kollegen”.

© Gerhard Kowalski