Do. Okt 3rd, 2024
Credit: Orbital Sciences Corp.

Dulles, 18. September 2013 – Mit einem Tag Verspätung ist am Mittwoch das private US-Frachtraumschiff „Cygnus“ („Schwan“) zur Internationalen Raumstation  ISS gestartet. Der nach „Dragon“ zweite amerikanische kommerzielle Transporter hob um 16.58 Uhr deutscher Zeit (10.58 Uhr Ortszeit) an der Spitze einer „Antares“-Rakete vom Regionalweltraumbahnhof Wallops Island (Virginia) ab, teilte die Orbital Sciences Corp. in Dulles mit. Der eigentlich für  Dienstag geplante Start musste wegen eines defekten Kabels verschoben werden. Die Kopplung ist für Sonntag geplant.

Der Frachter bringt bei seinem Jungfernflug 700 Kilogramm Nachschub zur ISS. Dabei handelt es sich um Lebensmittel, Hygiene-Artikel und technische Ausrüstungen. Nach rund 30 Tagen Gemeinschaftsflug mit der Station soll das Raumschiff, das über keine Rückkehrkapsel wie „Dragon“ verfügt, gezielt zum Absturz gebracht werden und in den dichten Schichten der Atmosphäre verglühen.

Die „Cygnus-Orb-D1“-Demonstrationsmission findet im Rahmen des Commercial Orbital Transportation Services (COTS)-Programms der Luft- und Raumfahrtbehörde NASA statt. Wenn alles nach Plan läuft, sind bis 2017 acht reguläre Versorgungsflüge zur ISS mit jeweils bis zu 2,7 Tonnen Fracht vorgesehen. Dafür zahlt die NASA 1,9 Milliarden Dollar. Das erste private US-Frachtraumschiff „Dragon“ des kalifonischen Unternehmens SpaceX ist bereits 2012 in Dienst gestellt worden und erhält für ein Dutzend Flüge 1,6 Milliarden Dollar.

Wie „Dragon“ und der japanische Frachter HTV verfügt „Cygnus“ über kein automatisches Kopplungsaggregat und muss deshalb mit einem Roboterarm „eingefangen“ und dann per Hand an die Station angedockt. Diese Aufgabe übernimmt der italienische ESA-Astronaut Luca Parmitano.

Nur die russischen „Progress“- und die europäischen ATV-Raumschiffe können eigenständig koppeln.

Das „Cygnus“-Projekt hat bisher etwa eine Milliarde Dollar verschlungen. Im Rahmen einer Privat-Public-Partnerschaft (PPP) hat die NASA dazu 288 Millionen Dollar beigesteuert. Die Entwicklung von „Cygnus“ hat die Orbital Sciences Corp. rund 300 Millionen Dollar gekostet, die Entwicklung von Antares etwas mehr. Die Startrampe steht mit 140 Millionen Dollar zu Buche.

Die 40,5 Meter hohe Antares-Trägerrakete, die im April erfolgreich getestet worden war, hat zwei Stufen. Die erste besteht aus zwei russischen Kusnezow-Flüssigkeitstriebwerken, die mit Kerosin und Flüssigsauerstoff arbeiten. Die zweite hat ein Feststofftriebwerk.

NASA-ISS-Programm-Chef Mike Suffredini sagte, er freue sich, dass man nunmehr zwei „Arbeitspferde“ für die Versorgung des amerikanischen Stationssegments zur Verfügung habe. Beide Raumschiffe würden „auf faire Weise regelmäßig“ eingesetzt.

© Gerhard Kowalski