Baikonur, 13. September 2013 – Die Probleme mit der russischen Trägerrakete „Proton-M“ nehmen kein Ende. Die für den 17. September geplante Wiederaufnahme der Starts nach dem Absturz einer solchen schweren Rakete Anfang Juli auf dem Kosmodrom Baikonur muss auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Als Grund nannte das Vermarktungsunternehmen International Launch Services Inc. (ILS) „technische Probleme“ mit der ersten Stufe. Die Rakete müsse für zusätzliche Überprüfungen von der Startrampe genommen und in den Montage- und Testkomplex (MIK) zurückgebracht werden.
Ein neuer Starttermin stehe noch nicht fest, betonte ILS. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti nennt indes unter Berufung auf eine nicht näher bezeichnete Quelle den 30. September.
Selbst wenn es die technischen Probleme nicht gegeben hätte, wäre der Starttermin 17. September aber offenbar nicht zu halten gewesen. Denn Kasachstan, von dem Russland Baikonur gepachtet hat, hatte Mitte der Woche quasi ein Startverbot verhängt. Zur Begründung sagte Umweltminister Nurlan Kapparow, die Absturzstelle vom 2. Juli sei noch nicht vollständig dekontaminiert. Die zulässigen Werte der Vergiftung durch den hochtoxischen Treibstoff des Havaristen würden derzeit noch um das 9,2-Fache überschritten. Daraufhin hatte auch die russische Raumfahrtagentur Roskosmos den Start der „Proton-M“ mit dem Astra 2E-Satelliten verschoben.
Mit dem Verbot läutet Kasachstan eine neue Runde der Auseinandersetzungen mit Russland um den Träger ein. Das Land strebt schon seit langem ein generelles Startverbot für die „Proton“ an und macht dafür Umweltgründe geltend. Astana befürchtet erhebliche Umweltschäden durch abstürzende Raketen und auch schon durch die auf seinem Territorium niedergehenden ausgebrannten Raketenstufen bei perfekten Starts. Daraufhin haben sich beide Seiten darauf geeinigt, die Starts spätestens 2020 einzustellen.
Mit der Verschiebung der Wiederaufnahme gerät der „Proton“-Startkalender arg ins Wanken. Bis zum Jahresende sollten nämlich fünf solcher Träger ins All geschickt werden. Dabei sollten neben Astra 2E noch Sirius FM-6, ein russischer Militärsatellit, Inmarsat 5 F1 und Express-AM5 auf ihre Umlaufbahn gebracht werden.
© Gerhard Kowalski