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Berlin/Moskau, 30. Juni 2013 – Auf der Grundlage einer schonungslosen Bestandsaufnahme hat die russische Raumfahrtagentur Roskosmos ihre Aufgaben bis zum Jahr 2018 abgesteckt. Ausgangsbasis dafür seien unter anderem der Ukas des Präsidenten „Über die langfristige staatliche Wirtschaftspolitik“ sowie „Die Grundlagen der staatlichen Politik der Russischen Föderation im Bereich der Raumfahrt für den Zeitraum bis 2030 und die weitere Perspektive“, heißt es in dem 18-seitigen Dokument, das auf der Homepage der Agentur veröffentlicht wurde.

In dem Papier werden fünf Ziele formuliert:

– die Sicherung des garantierten Zugangs zum Weltraum vom Territorium Russlands und die Wahrung der führenden Positionen bei den Trägerraketen;

– die umfassende Befriedigung der wachsenden Bedürfnisse der sozial-ökonomischen Sphäre sowie die Steigerung der Effektivität bei der Nutzung des Weltraums zur Gewährleistung der nationalen Sicherheit;

– die Erreichung führender Positionen in den bedeutendsten Richtungen der Weltraumforschung, die Gewährleistung der vollwertigen Teilnahme an Projekten der internationalen Gemeinschaft bei der Erforschung und Nutzung  des Weltraums einschließlich der Missionen zum Mond sowie zum Mars und anderen Planeten des Sonnensystems;

– die Wahrung der führenden Positionen der Russischen Föderation bei bemannten Flügen und die bedingungslose Erfüllung der internationalen Verpflichtungen; und

– die Formierung einer ökonomisch stabilen, konkurrenzfähigen und diversifizierten Raketen- und Raumfahrtindustrie, die in der Lage ist, die strategischen Aufgaben zu lösen und einen würdigen Platz auf dem Weltmarkt einzunehmen.

Diese Vorgaben werden mit Einzelaufgaben und Zahlen unterlegt, die einen tiefen Einblick in den aktuellen Zustand der einstigen sowjetischen Vorzeigebranche  geben.

So ist das russische Segment der Internationalen Raumstation ISS, die bei den westlichen Partnern schon als vollendet gilt, nach Angaben von Roskosmos mit seinen derzeit fünf Modulen erst zu 62,5 Prozent fertig. 2016 soll nun der Bau abgeschlossen sein. Dazu wird noch im November dieses Jahres das Labormodul „Nauka“ („Wissenschaft“) auf die Umlaufbahn gebracht. Im 4. Quartal 2014 wird die Luftschleuse „Pirs“ durch eine neue ersetzt. Ende 2015 soll das Segment dann auf sechs und bis Ende 2018 auf sieben Module anwachsen.

Zu diesem Zeitpunkt soll auch das neue bemannte Raumschiff zur Verfügung stehen, über das noch in diesem Monat im Roskosmos-Rat entschieden wird. Das Modell wird erstmals auf dem Moskauer Luft- und Raumfahrtsalon MAKS Ende August gezeigt.

Das neue Kosmodrom „Wostotschny“, das im fernöstlichen Amur-Gebiet entsteht und von dem das neue Raumschiff starten soll, ist derzeit lediglich zu 12,4 Prozent fertig, heißt es in dem Plan. Bis 2018 sollen es 62,9 Prozent sein. Mit dem Weltraumbahnhof will sich Russland von Kasachstan unabhängig machen, auf dessen Territorium seit dem Zerfall der UdSSR das Kosmodrom Baikonur liegt. Nur von hier kann Russland derzeit seine bemannten „Sojus“-Raumschiffe starten. Ende 2014 will Roskosmos zudem ein „Zielprogramm“ für die Entwicklung der Kosmodrome für die Jahre 2016 bis 2025 vorlegen.

Im Bereich der neuen Trägerraketen sollen die Flugtests der „Sojus-2“ abgeschlossen und der erste Startkomplex vollendet werden. Für das 3. Quartal 2018 sind eine neue schwere Trägerrakete für das neue Raumschiff  sowie Orbitalmodule und automatische Raumflugkörper für sozial-ökonomische, wissenschaftliche und Verteidigungszwecke geplant.

Besondere Aufmerksamkeit schenkt Roskosmos auch der Erweiterung seiner sogenannten orbitalen Gruppierungen. Dahinter verbergen sich die zivilen und militärischen Satellitenflotten. So soll die Zahl der Satelliten, die für „staatliche Zwecke“ eingesetzt werden, von derzeit 66 auf 105 im Jahre 2018 erhöht werden.

Zur Modernisierung und innovativen Entwicklung der Raketen- und Raumfahrtindustrie sollen bis Ende 2016 sechs integrative Strukturen in Form von Holdings geschaffen werden. Davon erwartet man sich eine Steigerung der Produktion bis 2018 um 74,1 Prozent im Vergleich zu 2011. Die Arbeitsproduktivität soll in diesem Zeitraum um 50,4 Prozent steigen.