Toulouse, 15. Juni 2013 – Ein europäisches Frachtraumschiff mit 6,6 Tonnen Nachschub an Bord hat am Samstag problemlos an der Internationalen Raumstation ISS angelegt. Das automatische Kopplungsmanöver von ATV-4 (Automated Transfer Vehicle) „Albert Einstein“ habe um 16.07 Uhr deutscher Zeit und damit 21 Minuten später als geplant stattgefunden, teilte die Europäische Raumfahrtagentur ESA im französischen Toulouse mit. Der Frachter war am 5. Juni vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou (Französisch-Guyana) an der Spitze einer “Ariane 5 ES“-Trägerrakete gestartet.
Das ATV-4 ist mit 20,190 Tonnen das schwerste Raumfahrzeug, das Europa je ins All geschossen hat. Er bringt unter anderem 2.480 Kilogramm wissenschaftliche Ausrüstungen, Ersatzteile, Lebensmittel und Kleidung, 860 Kilogramm Treibstoff für das russische “Swesda”-Modul, über 570 Liter Wasser, 100 Kilogramm Atemluft sowie Post und Geschenke für die sechsköpfige ISS-Crew auf die Umlaufbahn. Insgesamt handelt es sich um 1.400 Einzelposten.
Zudem befinden sich 2,580 Tonnen Treibstoff in den Tanks des Frachters, um mit Hilfe seiner Triebwerke die Flugbahn der ISS, die täglich etwa 100 Meter an Höhe verliert, mehrfach anzuheben. Die russischen „Progress“-Versorger können jeweils maximal 2,6 Tonnen Fracht zur Station bringen.
Aus Deutschland, das den Raumtransporter bei Astrium in Bremen in Kooperation mit über 30 Unternehmen in 10 europäischen Ländern baut, stammt auch ein 3D-Kamerasystem, das den Start der “Ariane 5″ und die Separation des ATV von der Rakete aus dokumentiert hat. Die Bilder sind inzwischen im Internet zu bewundern.
In der ISS forschen derzeit drei Russen, zwei Amerikaner und ein Italiener. Sie werden den Frachter jetzt entladen. Ende Oktober wird er dann wieder abgekoppelt und mit Müll beladen gezielt über dem Pazifik zum Absturz gebracht.
„Albert Einstein“ ist nach „Jules Verne“ (2008), „Johannes Kepler“ (2011) und „Edoardo Amaldi“ (2012) das vorletzte Versorgungsraumschiff, mit dem Europa seinen Anteil an den ISS-Betriebskosten bezahlt. Im kommenden Jahr wird der fünfte und letzte Frachter „Georges Lemaitre“ gestartet.
Danach begleicht Europa seine Schuld mit der Bereitstellung des Servicemoduls (SM) für das künftige bemannte US-Raumschiff „Orion“, das ab 2017 getestet werden und später auch zum Mond fliegen soll.