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Credit: G. Kowalski

Moskau, 26. März 2013 — Russlands Raumfahrt steht eine Doppelpremiere bevor. In der Nacht zum Karfreitag fliegt erstmals ein „Sojus“-Raumschiff mit drei Besatzungsmitgliedern statt in zwei Tagen nach dem neuen Sechs-Stunden-Schema zur Internationalen Raumstation ISS. Kommandant Pawel Winogradow ist zudem mit 59 Jahren der bislang älteste Russe im All. Gelingt der Test, sollen künftig alle „Sojus“-Kapseln im Schnellverfahren zur ISS geschickt werden.

„Sojus TMA-08M“ mit Winogradow, seinem Landsmann Alexandr Missurkin und US-Astronaut Christopher Cassidy an Bord soll am Gründonnerstag um 21.43 Uhr deutscher Zeit vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan starten  und am Karfreitag um 03.32 Uhr am Wissenschaftsmodul „Poisk“ („Suche“) des russischen Segments andocken. Damit erreicht dann die 35.  Stammbesatzung wieder ihre Soll-Stärke von sechs Mitgliedern. Derzeit  halten dort der Kanadier Chris Hadfield, der Russe Roman Romanenko und der Amerikaner Tom Marshburn allein Wache.

Am 31. August feiert Winogradow seinen 60. im All

Winogradow, der am 31. August seinen 60. Geburtstag auf der Umlaufbahn feiert, ist die Ideal-Besetzung für die Premieren-Mission. Der diplomierte Maschinenbauer kennt die „Sojus“-Kapseln aus dem Effeff. Jahrelang hat er sie im Raumfahrtkonzern RKK „Energija“ als leitender Ingenieur getestet  und auch Lehrmaterial über sie für künftige Kosmonauten erstellt. Nach mehreren vergeblichen Anläufen schaffte er 1992 dann selbst den Sprung ins Kosmonautenkorps. Bei zwei Langzeitmissionen in der russischen Raumstation MIR (1997/98) und der ISS (2006) arbeitete er fast 381 Tage in der Schwerelosigkeit.

Den nunmehr möglichen Übergang von den bisherigen Zwei-Tage- zu den Sechs-Stunden-Flügen zur ISS erklärte Winogradow auf der Vorstartpressekonferenz mit der vollen Digitalisierung der „Sojus“-Raumschiffe. Deren neue Bordcomputer berechneten den Kurs jetzt unabhängig von der Bodenstation. Allerdings erfordere die sehr kurze Flugzeit ein weitaus schnelleres und konzentrierteres Handeln der Besatzung.

Winogradow, Missurkin und Cassidy bleiben 167 Tage im All. In dieser Zeit  stehen rund 50 Experimente und fünf Ausstiege in den freien Raum auf dem Programm.

Glenn bleibt Alters-Weltrekordler

Bisher hat Waleri Rjumin den Altersrekord bei den Russen gehalten. Er  war 58, als er 1998 das vierte und letzte Mal ins All flog – allerdings  nicht in einer engen „Sojus“-Kapsel, sondern in einem komfortablen US-Shuttle. Unangefochtener Weltrekordler ist indes weiterhin John Glenn, der 1962 erster Amerikaner im Weltraum war. 1998 kehrte er als 77-Jähriger dorthin noch einmal mit einer Raumfähre zurück.

(für dapd)