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Credit: Saizew privat
Credit: J. Saizew

Moskau, 8. März 2013 — Die kleinen grünen Männchen müssen nicht mehr allzu lange auf uns warten, wenn es nach dem namhaften russischen Astronomen Nikolai Kardaschow geht. Schon 2018 will er mit dem Weltraumkomplex für astrophysikalische Forschungen „Spektr-M“ nach außerirdischen Zivilisationen (SETI – Search for Extraterrestrial Intelligence) suchen. Das Projekt „Millimetron“, wie es offiziell heißt, nimmt derzeit in der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO) „Lawotschkin“ in Chimki vor den Toren Moskaus Gestalt an.

Kardaschow knüpft dabei an sein „Radioastron“-Projekt an, das seit Juli 2011 läuft und einen neuen Weg zur hochauflösenden Astronomie eröffnet hat, wie der Berater der russischen Akademie für Ingenieurwissenschaften, Juri Saizew, der Nachrichtenagentur dapd in Moskau sagte. Doch um Signale zu empfangen, die unseren Funk- und Fernsehsignalen ähneln, reiche die Leistung von „Radioastron“ nicht aus. Das Weltraumobservatorium „Spektr-M“ werde dagegen mit einer gekühlten 10-Meter-Antenne den entfernten Weltraum im Millimeter-, Submillimeter und Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums untersuchen. „Dieser Spektralbereich scheint derzeit der perspektivreichste zur Lösung vieler aktueller Probleme der modernen Astrophysik und Kosmologie zu sein.“

In diesem Mikrowellenbereich werde die sogenannte kosmische Hintergrundstrahlung beobachtet – Reste der Strahlung des Urknalls mit einer Temperatur von 2,73 Kelvin. Bei noch kürzeren Wellenlängen existiere nur noch ein Minimum an Strahlung. Weder das interstellare Gas noch die Reststrahlung würden diese Beobachtungen behindern, erläuterte Saizew. Auf diese Weise werde man die entferntesten Quasare und Galaxien faktisch im Augenblick ihrer Entstehung beobachten können, also unmittelbar nach der Entstehung des Universums. „Und dort, im Bereich des Minimums der Strahlung, könnte man Signale von außerirdischen Zivilisationen auffangen – im Kurzwellenbereich müssten sie ohne Verzerrungen zu beobachten sein“, fügte er hinzu.

Nach Ansicht von Akademiemitglied Kardaschow kann „Millimetron“ insbesondere die sogenannte Dyson-Sphäre sehen, eine gigantische sphärische Konstruktion um die Sterne, die entwickelte Zivilisationen errichten könnten, um die gesamte Strahlungsenergie ihres Himmelkörpers zu nutzen.
Hintergrund: Bereits heute erstellen Astronomen regelmäßig Listen von Beobachtungsobjekten mit untypisch großer Infrarotstrahlung. Es ist allerdings schwer zu sagen, worum es sich dabei handelt – eine Gasstaubwolke oder eine künstliche Konstruktion. Die Dyson-Sphäre sollte wie eine klar abgegrenzte Kugel aussehen. Jetzt  wird erwartet, dass „Millimetron“ ein gutes Bild liefern kann, das es erlaubt, eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen.
Russland baue beim Projekt „Millimetron“ wegen dessen Komplexität und der sehr hohen Kosten auf die internationale Zusammenarbeit, sagte Saizew. Denn die gesamte Apparatur des Radioteleskops – und nicht nur die Antenne – müsse auf Temperaturen von flüssigem Helium (oder annähernd) abgekühlt werden. Die Teleskopantenne werde im Weltall ihre Form verändern, um sich an die unterschiedlichen thermischen Bedingungen, hervorgerufen durch die Sonne und andere Quellen (Erde, Mond und Zodiakallicht usw.) anzupassen. Zudem solle „Millimetron“ sowohl autonom als eigenständiges Weltraumteleskop, aber auch als Interferometer arbeiten können – zum Beispiel mit dem System der 64 x 12 m Spiegel ALMA (Atacama Large Millimeter Array) in der Atacama Wüste in Chile.

(für dapd)