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Credit: DLR

Berlin, 28. Februar 2013 — Mit seiner für 2019 angekündigten Mond-Eis-Mission betritt Russland nach Ansicht von Ulrich Köhler vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) „wissenschaftlich Neuland“. Bisher sei es zwar schon zweimal gelungen, vollautomatisch Proben von einem anderen Himmelskörper zur Erde zu bringen, jedoch noch kein Eis, sagte der Wissenschaftler in einem Interview der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. Dabei habe es sich 1970 um die sowjetische Sonde Luna 16 mit Mondgestein und 2010 um die japanische Sonde Hayabusa mit Staub vom Asteroiden Itokawa gehandelt. Köhler reagierte damit auf die jüngste Mitteilung des Chefs der Moskauer Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO) „Lawotschkin“,  Wiktor Chartow, sein Land wolle 2019 erstmals Eis vom Mond zur Erde holen.

Sollte dieses Vorhaben gelingen, „könnten wir fundamentale Erkenntnisse darüber gewinnen, woher dieses Eis auf dem Mond stammt“, sagte Köhler. Die Frage sei, ob es tatsächlich von Kometen und zu einem kleineren Teil von Asteroiden herrührt, wann es diese dort gegebenenfalls „deponiert“ hätten und wie „alt“ es sei. „Auch dürften Aussagen möglich werden, wie das Wasser in der Frühzeit der Erde zu uns gelangt ist“, fügte der Wissenschaftler hinzu. Denn nach heutigem Wissensstand dürfte nicht alles Wasser unserer Ozeane nur von Vulkanen aus dem Inneren der Erde ausgegast und abgeregnet worden, sondern auch als kosmische Fracht und Bestandteil von unzähligen Kometen zur Erde gelangt sein. „Die Kenntnis der Isotopenzusammensetzung lunaren Eises beziehungsweise  Wassers wäre schon etwas, wonach sich alle Mondforscher die Finger lecken.“

Aus raumfahrttechnischer Sicht seien durch eine solche Mission und die damit gewonnenen Proben auch Rückschlüsse darauf möglich, in welcher Konzentration das Wasser dort im Mondboden (Regolith) verteilt ist, sagte Köhler. Eine Hochrechnung der Gesamtmenge wäre  für denkbare zukünftige permanente oder Langzeitaufenthalte von Menschen auf dem Mond beziehungsweise auch für automatischen Gewinnung von Sauerstoff (aus den Oxiden des Mondbodens) und Wasserstoff (aus dem Eis) zur Erzeugung von Treibstoff für die „Knallgasreaktion“ in Raketen relevant, die vielleicht einmal mit schwerer Fracht vom Mond zum Mars fliegen werden.

(für dapd)