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Credit: NASA
Credit: NASA

Berlin, 30. Januar 2013 — Eigentlich sollte die „Columbia“-Mission eine glanzvolle Premiere werden. Denn mit Ilan Ramon, einem Militärpiloten und Sohn eines Holocaust-Überlebenden, war zum ersten Mal ein israelischer Astronaut an Bord, als die Raumfähre am 16. Januar 2003 vom Kennedy Space Center (KSC) in Cape Canaveral (Florida) abhob. Commander Rick Husband funkte kurz vor dem Start: „Gott hat uns mit einem wunderschönen Tag gesegnet.“

16 Tage später, am 1. Februar, stürzte indes der Shuttle beim Landeanflug ab. Millionen Fernsehzuschauer erlebten live mit, wie sich die Trümmer über ganz Texas verstreuten. Die Familien Ramons und seiner sechs amerikanischen Astronauten-Kollegen warteten vergeblich an der Runway 33 des Weltraumbahnhofs, wo der Orbiter nach einer überaus erfolgreichen Wissenschaftsmission aufsetzen sollte. Die USA hatten nach dem „Challenger“-Katastrophe vom 28. Januar 1986 ihren zweiten Shuttle verloren.

Hitzeschild durch Isoliermaterial beschädigt

Nach umfangreichen Untersuchungen stand Monate später fest: Beim Start hatte sich ein Stück Isoliermaterial vom Haupttank gelöst und war mit großer Wucht auf die Vorderkante der linken Tragfläche geprallt. Dabei wurde der Hitzeschild erheblich beschädigt. Durch das Loch war beim Wiedereintritt in die dichten Schichten der Erdatmosphäre 1.800 Grad heißes Plasma in den Shuttle eingedrungen und hatte seine Struktur zerstört. 16 Minuten vor der geplanten Landung brach der Funkverkehr ab.

Und noch eines zeigten die Untersuchungen: Angesichts der Terroranschläge auf das New Yorker World Trade Center vom 11. September 2001 hatte man zwar die Sicherheitsvorkehrungen um das KSC rigoros verstärkt und sogar den Starttermin lange geheim gehalten, dafür aber die Sicherheitskontrollen an der „Columbia“ selbst sträflich vernachlässigt. Mehrere ernst zu nehmende Warnungen auch bezüglich möglicher Beschädigungen durch Isoliermaterial wurden ignoriert. Das veranlasste später NASA-Shuttle-Chef Wayne Hale zu der selbstkritischen Bemerkung, „schlechte Nachrichten“ seien damals eben nicht gern gesehen gewesen.

Spätfolgen noch heute zu spüren

Mit Milliarden-Aufwand wurden nach der Katastrophe die verbliebenen Raumfähren „Discovery“, „Atlantis“ und „Endeavour“  sicherheitstechnisch aufgerüstet. So erhielten sie ein Video- und Lasersystem, mit dem die Außenhaut nach dem Start auf Schäden untersucht werden konnte. Erst nach einer Zwangspause von zweieinhalb Jahren, im Juli 2005, wurden die Shuttle-Starts wieder aufgenommen, und im Sommer 2011 wurde dann das Programm aus Sicherheits- und Kostengründen nach 30 Jahren geschlossen. Seither sind die Amerikaner bei bemannten Flügen auf die Russen angewiesen, weil der NASA das Geld fehlte, rechtzeitig einen Nachfolger zu bauen. Der soll nun in Gestalt der „Orion“-Kapsel ab 2017 zur Verfügung stehen und sogar ein europäisches Triebwerk erhalten.

Bei ihren 28 Missionen war die „Columbia“ über 300 Tage im All. Zu den 160 Astronauten, die mit ihr geflogen sind, gehören auch die Deutschen Ulf Merbold, Ulrich Walter und Hans Schlegel. Bei ihnen dürfte der 1. Februar besondere Emotionen wecken.

(für dapd)