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Credit: NASA
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Houston, 16. Januar 2013 — Wenn die Amerikaner 2017 ihr neues bemanntes Raumschiff „Orion“ auf die Jungfernreise schicken, wird es von einem europäischen Triebwerk gepowert. Es ist das Kernstück des Service Moduls (SM) der Europäischen Weltraumorganisation ESA, das am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz  mit der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA in Houston (Texas) vorgestellt wurde.

Neue Seite der transatlantischen Partnerschaft aufgeschlagen

Mit dem Modul, das unmittelbar an der viersitzigen Kommandokapsel angedockt ist und auch Teile des Energieversorgungs-, Steuerungs- und Lebenserhaltungssystems des Shuttle-Nachfolgers beherbergt, liefern die Europäer erstmals ein sogenanntes missionskritisches Element für ein amerikanisches Raumschiff. Der ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb, Thomas Reiter, sprach denn auch von einer „neuen Seite“, die in der transatlantischen Kooperation aufgeschlagen worden sei. „Orion“ biete eine „fantastische Perspektive“, Menschen über den erdnahen Raum hinaus ins All zu befördern, fügte er mit Blick auf die geplanten Flüge zum Mond, zum Mars und zu anderen Himmelskörpern hinzu.

Sein NASA-Counterpart Bill Gerstenmaier bezeichnete „Orion“ als das modernste bemannte Raumschiff, das je entwickelt worden sei. Es werde Astronauten in bisher unerreichte Weiten des Weltraums hinaustragen und wieder sicher zur Erde zurückbringen. Als ersten Schritt werde man aber zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Ab 2020/2021 stünden dann  Missionen in das Sonnensystem an.

Projekt auch von strategischer Bedeutung

Das Service Modul basiert auf der bewährten Technik des europäischen Weltraumfrachters ATV, der bei Astrium in Bremen gebaut wird und bisher dreimal die ISS mit Nachschub versorgt hat. Mit dem 450-Millionen-Euro-Projekt bezahlt  die ESA in allererster Linie bei den Amerikanern ihre Betriebskosten für die Internationale Raumstation ISS für die Jahre 2017 bis 2020. Derzeit wird das mit den ATV-Missionen abgegolten, die 2015 eingestellt werden. „Da es aber im nächsten Jahrzehnt Ziele geben wird, die jenseits des erdnahen Orbits liegen, hat dieses Projekt für uns über den reinen Barter- und Kompensationsaspekt hinaus eine strategische Bedeutung“, hatte Reiter der Nachrichtenagentur dpad in einem Vorabgespräch gesagt. Auch die europäische Industrie sei daran interessiert, in der nächsten Dekade mit dabei zu sein.

Der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, sprach von einem „Paradigmenwechsel“ in der Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa. „Zum ersten Mal sind wir an missionskritischen Elementen eines zukünftigen Raumschiffes der NASA, der Steuerung und dem Antrieb, beteiligt“, sagte er der dapd. „Ich bin sehr froh darüber.“

(für dapd)